Hallo,
die Thema Sicherungen, Relais und ggf. zusätzliche Verbraucher sind die primären Gründe warum ich mich die letzten Wochen mal wieder intensiv mit den Schaltplänen und Kabelbaum (eigentlich mittlerweile Kabelbäume) auseinandersetze.
Mir stehen aktuell der 1973er Kabelbaum(komplett), ein Fragment eines 1970 (der Teil hinter dem Armaturenbrett), sowie der vordere Teil eines 1971er zu Verfügung. Außerdem durfte ich schon bei etlichen alten Engländern (Morgan, Mini, Trimuph und MGB) ein paar Fehler beheben. Zuletzt dieses Wochenende an dem 68er MGB Roadster eines Bekannten. Daher maße ich mir an zumindest mitreden zu können - auch wenn ich nur Laie bin.
In den letzten Jahren habe ich bei verschieden Autos immer wieder gefragt:
- Warum hat dieser Wagen nun ein Relais für z.B. die Nebelscheinwerfer, Hupe (whatever) - und der andere nicht?
- Wer hat aus welchem Grund eine zusätzliche In-line Sicherung für die Benzinpumpe, die Armaturenbrett Beleuchtung (usw.) eingebaut?
- Warum wurde ein neues Autoradio mit abenteuerlicher Verkabelung plus Sicherung direkt an die Zündschlosskabel geklemmt und das Original einfach abgeklemmt?
Wo ich Micha nicht zu ganze zustimme, ist der Punkt "12 (Sicherungen sind) schon recht viele".
Ab den 1967er (mit negative Earth) sind neben den 2 Sicherungen in der Lucas 606253A Box noch folgende Inline Sicherungen zu finden:
- Hazard Warning Flasher (braun auf braun)
- zwei Inline Sicherungen für die Lampen (rot auf rot)
- eine Sicherung für die Beleuchtung und den Zigrattenanzünder (purple auf weiß-grün)
- eine Sicherung für das Radio (grün auf weiß-grün)
Sind 7 Sicherungen ab Werk bei UK/EU Modellen. Die Lucas 7FJ mit 4 Sicherungen ab 1970 ersetzt die beiden In-line Sicherungen für die Lampen - die anderen 3 bleiben. Bei US Modellen kommen teilweise noch weitere In-line Sicherungen hinzu.
Wenn man nun Relais hinzufügt, dann ist es ratsam jedes Relais mit einer zusätzlichen Sicherung auszustatten. Rüdiger hat 6 Relais - daher sind 12 Sicherungen sicherlich nicht viel. Ähnlich wie er - tendiere ich dazu Relais einzubauen. So sehr ich Originalität würdigen kann - meine Entscheidung und Zielsetzung für meine Restauration liegen in Zuverlässigkeit und einfacher Wartung.
Warum ein Relais hinzufügen?
Micha hat es ja schon hier geschrieben.
Ich habe es aus den Kommentar von Holger Beck auf seiner wirklich guten Blogseite übernommen:
http://www.lampertheim-digital.de/mg/10 ... st-fertig/
Er schreibt dort:
Relais sind speziell dafür ausgelegt hohe Ströme zu schalten – die Schalter eigentlich nicht. Und wenn das Relais wirklich mal „verbraucht“ sein sollte, ist einfach das Relais gegen ein anderes zu tauschen – kostet ca. 2-5 Euro, der Schalter wesentlich mehr und es ist ein größerer Aufwand.
Warum zusätzliche Sicherungen hinzufügen?
Moderne Autos haben eine Sicherung für (fast) jeden Verbraucher. Das ist einfach eine Entwicklung gewesen, für die es verschiedene Gründe gibt - vorgeschriebene ODB (2) Schnittstellen sind sicherlich einer der Haupttreiber.
Für Modifikationen bei alten englischen Autos ist der klassische Mini ist für mich das ein gutes Vorbild/Beispiel.
Mein 1991 Vergaser Cooper hat einen Kabelbaum, welcher dem des MGB gar nicht so unähnlich ist. Kein Wunder - der britische Farbkodierungs-Standard BSAU7 und die BMC/Leyland Historie sorgten bis in die 80er Jahre dafür.
Sieht man sich dagegen den Schaltplan der späten Rover Minis ab Mitte der 90 Jahre an - speziell die MPI Minis ab 1997 - dann sieht man eine interessante Weiterentwicklung. Teile der alten Verkabelung sind trotz einer "Power Distrubution" Einheit mit 4 Sicherungen und Relais im Motorraum, einer Sicherungsbox mit ca 25 Sicherungen im Fußraum der Beifahrerseite und etlichen Relais hinter dem Armaturenbrett immer noch erkennbar.
Beim MG RV8 ist das nur bedingt der Fall - wobei ich mich damit noch nicht intensiv beschäftigt habe. Dort erkennt man dann eher Wiederverwendung von vermutlich des Rover 25 bzw. 75 Schaltplan.
Zusätzliche Sicherungen sind bei Änderungen sicherlich nicht komplett verkehrt - insbesondere, wenn man für eine zusätzliche Stromzufuhr vom Anlasser sorgt.
Eine Restauration mit altem Kabelbaum, alten Schaltern und alten Sicherungen die 100% Originalität abbilden, kann ich schätzen und bewundere ich. Aber ich denke die Realität ist: die ein oder andere noch so kleine Veränderung ist eher die Norm als die Ausnahme.
Mein Versuch mit dem modularen Schaltplan soll die Dokumentation von genau solchen Veränderungen leichter machen.
Ich glaube, dass die Modifikation des Kabelbaum eins alten Autos dieses per se nicht abwertet - sondern die daraus resultierende fehlende Dokumentation.
Ich hoffe diese Ausführungen regen dazu an, sich den Schaltplan und die Verkabelung im eigenen Auto mal genauer anzusehen.
Gruß
Tim