Bleifreier Zylinderkopf

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG ist hier die Hauptsache.

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mg67
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Bleifreier Zylinderkopf

#1

Beitrag von mg67 » 1. Okt 2009, 13:15

Hallo,
ich habe einen bleifreien Zylinderkopf gekauft
und habe dazu eine Frage:
Woran erkenne ich, dass der Kopf tatsächlich
bleifrei ist?
Würde mich über eine Antwort freuen.

Gruß

Holger

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Ralph 7H
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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#2

Beitrag von Ralph 7H » 1. Okt 2009, 15:16

Hallo Holger,

sehen kannst du das leider nicht. Es ist abhängig vom Material der Ventilsitzringe der Auslassventile, die im Guß eingeschrupft sind.
Handelt es sich um einen Kopf eines US-MGB aus den Modelljahren 1975 bis 1980, war er werkseits für bleifreien Kraftstoff ausgelegt. Bei anderen Zielmärkten, z.B. Europa, war das nicht grundsätzlich so.

Wenn dir der Kopf als bleifrei geeignet verkauft wurde, sollte der Verkäufer das aber auch erklären können.

Gruß vom Nederrhein

Ralph

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#3

Beitrag von 26kanal » 5. Okt 2009, 22:07

Jetzt wage ich mal einen Widerspruch (so sehr ich Ralphs Beitraege ansonsten schaetze).
Ich kenne das anders. Ich kann mich nicht erinnern, in den B Koepfen Ventilsitzringe gesehen zu haben. Und - so kenne ich es von meinem Reserve-Kopf: wenn dort Ringe eingeschrumpft wurden (Panzerringe), kann man das sehr wohl im Brennraum erkennen.
Es mag aber andere Verfahren geben, bei denen man mit blossem Auge bzw,. einfachen Hilfsmitteln nicht erkennt, ob eine Oberflaechenhaertung wirkt. Und ich bin auch nicht sicher, ob es nicht Faelle gibt, in denen Ventilsitze gefraest und -ringe eingeschrumpft werden/wurden, die fuer Bleifrei-Kriterien auch nicht besser geeignet sind.
Ueber Sinn oder Unsinn einer Bleifrei-Umruestung ist sicherlich hier im Forum schon oft und kontrovers diskutiert worden (siehe Suche-Funktion).

Gruss
Volker

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#4

Beitrag von Ralph 7H » 5. Okt 2009, 23:07

Hallo Volker,

schau einfach mal im Werkststthsndbuch nach, dann siehst du, wovon gesprochen wurde. Zusäzlich gibt es dort auch die entsprechenden Spezifikationen.
Bilder findest du auf der site von Sean Brown: http://www.flowspeed.com
Bitte versteh das nicht falsch, aber ALLE B-Series Motore, also vom 1400er der späten 1940er Jahre angefangen bis zum 1798er bis Oktober 1980 hatten eingeschrumpfte Sitzringe. Ob das auch für den passenen Zylinderkopf vom Lizenzbau Nissan/Datsun 1500 bis 1800 zutrifft, weiß ich nicht, mechanisch würde der aber auch auf den Motor passen. Das wäre die einzige mögliche Erklärug zu deiner Beobachtung.

Gruß vom Niederrhein

Ralph

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#5

Beitrag von 26kanal » 6. Okt 2009, 00:49

Ralph 7H hat geschrieben:schau einfach mal im Werkststthsndbuch nach, dann siehst du, wovon gesprochen wurde. Zusäzlich gibt es dort auch die entsprechenden Spezifikationen.
Bilder findest du auf der site von Sean Brown: http://www.flowspeed.com
Bitte versteh das nicht falsch, aber ALLE B-Series Motore, also vom 1400er der späten 1940er Jahre angefangen bis zum 1798er bis Oktober 1980 hatten eingeschrumpfte Sitzringe. Ob das auch für den passenen Zylinderkopf vom Lizenzbau Nissan/Datsun 1500 bis 1800 zutrifft, weiß ich nicht, mechanisch würde der aber auch auf den Motor passen. Das wäre die einzige mögliche Erklärug zu deiner Beobachtung.
Hallo Ralph,

habe gerade noch mal kurz im WHB (Auflage 6) nachgeschaut (wie auch im Haynes Manual). Ich finde dort keinen Hinweis darauf, dass die B-Serie Koepfe eingeschrumpfte Ventilsitzringe ab Werk hatten. Ich verstehe das in beiden Quellen alsRep.-Massnahme. Oder habe ich da bisher was uebersehen??? Auf den Schnittbildern von flowspeed sieht das in der Tat anders aus. Morgen schaue ich mir noch mal meine beiden Zylinderkoepfe an.

Gruss
Volker

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#6

Beitrag von AST » 6. Okt 2009, 13:31

Hallo Ralph ,

ich kann deine Aussage auch nicht nachvollziehen.
Mein 18 V Motor von Januar 1975 mit Kopf 12 H 4736
aus Erstzulassung Schweiz hatte bei der Demontage
keinen irgendwie ersichtlichen Materialübergang im
Ventilsitzbereich. Es sah aus wie ein Guss, welcher durch-
gehend die Form der Unterseite der Ventile angenommen
hatte ? Ich habe daraufhin 2005 gehärtete Venilsitzringe
einarbeiten lassen .

Grüsse , Axel

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#7

Beitrag von Ralph 7H » 6. Okt 2009, 23:08

Hallo Axel,

meine Erfahrungen schließen 18G und 18V Motore ein, wobei ich aber keine nach Baujahr 1976 unter den Händen hatte, bzw. aufgebaut habe.
Der Kopf, dessen ET-Nr. du nennst ist mir allerdings bekannt. Solch einen habe ich auf meinem Roadster. Ich haben dort die Kanäle nach Ralley/Race spezifikation bearbeitet. Der Kopf war unangtastet, als ich ihn bekam und er hatte Sitzringe, genau wie die anderen, die ich vorher hatte und das waren mehr als 'ne handvoll.
Manchmal mag es schwierig sein zu erkennen, ob Sitzringe eingebaut sind, wenn Ölkohle oder Verbrennungsrückstände die Brennräume überzogen haben. Ohne Ausbau der Ventile ist dann der Anschein fehlender Sitzringe verständlich.
Mir ist jedenfalls noch nichts anderes begegnet, auch nicht bei fabrikneuen Köpfen und aus der Literatur sind mir keine Hinweise bekannt, dass ab einem bestimmten Baujahr darauf verzichtet wurde.
Weil ich mich aber erst seit den 70er Jahren mit den B's beschäftige, kann es durchaus sein, dass ich noch Lücken aufarbeiten muß.

Gruß vom Niederrhein

Ralph

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#8

Beitrag von AST » 7. Okt 2009, 09:27

Hallo Ralph,

DANKE , für deine genaue Erklärung.
Und . dass du dich trotz deines umfangreichen ,
präzisen Wissens von unseren Einlassungen nicht
genervt fühlst ?
Noch eine allgemeine Betrachtung zu den Originalen :
- dann sind alle Motoren ab Werk bleifreitauglich ?
- oder waren die org.Sitzringe noch nicht gehärtet,
so dass sie Blei als Schmiermittel benötigten ?
( und es doch eingegrabene Ventile geben kann )

Grüsse , aus dem Dreiländereck , Axel

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#9

Beitrag von jupp1000 » 7. Okt 2009, 09:53

....eine Überlegung:

würde es für den Hersteller Sinn machen Ventilsitzringe einzubauen, die nicht gehärtet sind? Sie wären dann nicht härter als der Stahlguss der Köpfe (ohne Ringe).
Wozu also der zusätzliche Aufwand des Einschrumpfens etc.?
schöne Grüße

Heinz #1565

Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun, und andere Ergebnisse zu erwarten.

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Re: Bleifreier Zylinderkopf

#10

Beitrag von Ralph 7H » 7. Okt 2009, 12:52

Hallo zusammen,

für Sitzringe werden/wurden unterschiedlich Stahllegierungen verwendet. Solange verbleites Benzin weltweiter Industriestandart war, begnügte man sich mit ausreichenden Härten. Seit Mitte der 1970er Jahre hat aber die Formulierung der Treibstoffe deutliche Veränderungen erfahren und verbleite Kraftstoffe stellt niemand mehr her. Andere Zutaten wie z.b. Alkohol sind hinzugekommen.
Die Schmierfähigkeit und Kühlwirkung wegfallender Bestandteile hat zu einer geänderten Verbrennung im Motor geführt, Brenngeschwindigkeiten und Temperaturen des gezündeten Gemischs haben sich dadurch verschoben und die thermische Belastung der Auslassentile erhöht. Die früher verwendeten Materilien sind dadurch gelegentlich überfordert, was beim B-Serie Motor dann meist zum Bleifreiumbau führte, wenn es an geeignetem Krafttoff mangelte.
Köpfe für US-Modelle waren ab Modelljahr 1975 mit geänderten Sitzringen an den Auslassventilen versehen, VERMUTLICH auch die der Autos für andere Zielmärkte.
Sorry, wenn ich das so allgemein und oberflächlich darstelle, man kann darüber sehr umfangreich referieren und langweilen.
Dass man unterschiedliches Material für die Sitzringe als das dess Gusskörpers verwenden musste lag daran, dass der gusseiserne Zylinderkopf mehr einem Metallschwamm gleicht als ein legirter Stahl und schnelle Erosion im Sitzbereich unmittelbar zu Schäden geführt hätte.

Gruß vom Niederrhein

Ralph

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