Wanderer, suchst Du einen MGB, vermeide Düsseldorf
Verfasst: 11. Dez 2013, 14:54
Eine frohe Kunde sei hiermit allen berichtet, die nicht glauben wollen, dass es noch lebende Exemplare des Klischees des Autohändlers gibt, den man noch nicht einmal den ärgsten Feinden empfehlen würde.
Ein Exemplar, zumindest eins, gibt es noch.
Sonntag – 15:00 Uhr – ebay Kleinanzeigen: „Roter MGB Roadster, 1971, läuft super, rostfrei, Chrom und Verdeck okay, Standort Düsseldorf, 11.850EUR.“ Klingt ja mal interessant. Fotos sehen auch recht gut aus. Na dann…
Montag – 11:00 Uhr – Anruf beim Händler. Man, der Mann hieß nicht nur so, sondern war es auch: Echt fröhlich: „Der MGB? Ja, der ist noch da. Kommen Sie schnell mal vorbei, sie werden sich verlieben. Einfach vorbeikommen. Ist ja auch für den Preis ein Schnäppchen, quasi Portokasse.“
„Ähm, stop. Ich hätte da vorher ein paar Fragen. Erstens: Hat er ein Overdrive-Getriebe?“
„Wie? Ob er Overdrive hat? Keine Ahnung. Woher kommen Sie denn?“
„Aus Mülheim.“
„Ja, man, das ist doch keine Entfernung. Kommen Sie einfach vorbei. Der Wagen ist ja auch angemeldet, davon habe ich nicht viele.“
„???“
„Ja klar, reinsetzen, losfahren. Den Wagen habe ich einem Jungspund abgekauft. Der hat fast geheult, dass er ihn abgeben musste. Naja, selber schuld, wenn er jetzt einen Wagen braucht, wo ´nen Kinderwagen hineinpasst. Das hätte er sich vorher überlegen sollen.“
„Äh, ich hätte da noch ´ne Frage.“
„Was denn noch? Ich meine, wir können ja noch weiter reden, aber der Wagen ist so billig, was soll man da noch lange fragen.“
Mittwoch -12:30 Uhr – Düsseldorf. Ich betrete ein ehemaliges Autohaus, dass vollgestopft ist mit Oldtimern. Kein Mensch zu sehen. Die Wagen stehen Stoßstange an Stoßstange. Der rote MGB ist eingezwängt, aber ich kämpfe mich durch. Erster Eindruck: Dellen auf Motorhaube und Kotflügel. Typenschild im Motorraum überlackiert. Handgriff der Fahrertür liegt lose in der Mittelkonsole. Im Armaturenbrett fehlt ein Schalter. Kein (KEIN) Overdrive. Armaturenbrett und Mittelkonsole passen wohl nicht zum Baujahr, worauf mich Achim per Email schon hinwies. Aber dies ist vor dem Hintergrund der weiteren Erlebnisse absolut sekundär.
Lackschichtdickenprüfer heraus und an die Schweller angelegt. Glücklicherweise hatte ich ihn fest in der Hand, sonst wäre er heruntergefallen. Sprich: Keine Anzeige! Rostfrei, Spachtel ist ja auch nicht magnetisch. Weiter: Abschlussblech links neben dem rechten Rücklicht: Keine Anzeige! Rostfrei, Spachtel ist auch nicht… Lampenumrandungen vorne: Keine Anzeige! Rostfei, Spachtel ist auch … Radhaus hinten links: Keine Anzeige: Rostfrei, Spachtel ist … Hurra, die Motorhaube ist magnetisch und laut Anzeige des Prüfers auch in gutem (neu lackiertem) Zustand. Wie, auch die Kofferraumklappe ist gut? Nicht ganz: Unten rechts nimmt die Lackdichte ab. Den Rest habe ich dann nicht mehr geprüft.
Es erscheint ein menschliches Wesen, das ich erst für den Verkäufer halte, aber das Wesen enttarnt sich als TÜV-Prüfer. Auch er ist nicht so ganz vom Wagen überzeugt. Welche Einigkeit!
Zudem taucht jetzt der Händler auf, der genauso aussieht, wie ich mir ihn aufgrund des Telefonats vorgestellt habe.
„Schönen guten Tag. Sind Sie der Herr aus Hannover?“
„Nein, ich hatte am Montag mit Ihnen telefoniert und komme aus Mülheim.“
„Ah, ja.“
„Haben Sie noch andere MGB?“
„Wieso. Ich bin doch kein MGB-Händler. Nehmen Sie doch den Roten. Der ist top.“
„Ach nee, wissen Sie. Der hat mir doch zu viel Spachtel.“
„Das haben die alle. Außerdem lasse ich mich nicht beleidigen. Guten Tag.“
„Ich habe Sie nicht beleidigt. Ich habe gesagt, dass der Wagen zu viel Spachtel hat.“
„Ich bin Autoverkäufer und brauche mir dies nicht bieten lassen“.
„???“
Eine Probefahrt habe ich dann nicht mehr gemacht. Ich wollte doch nicht, dass der rostfreie Spachtel von der Karosserie fällt.
Ich hoffe, der „Herr aus Hannover“ liest diesen Eintrag. Die Fahrt nach Düsseldorf kann er sich sparen. Außer er neigt zu Masochismus…
Ein Exemplar, zumindest eins, gibt es noch.
Sonntag – 15:00 Uhr – ebay Kleinanzeigen: „Roter MGB Roadster, 1971, läuft super, rostfrei, Chrom und Verdeck okay, Standort Düsseldorf, 11.850EUR.“ Klingt ja mal interessant. Fotos sehen auch recht gut aus. Na dann…
Montag – 11:00 Uhr – Anruf beim Händler. Man, der Mann hieß nicht nur so, sondern war es auch: Echt fröhlich: „Der MGB? Ja, der ist noch da. Kommen Sie schnell mal vorbei, sie werden sich verlieben. Einfach vorbeikommen. Ist ja auch für den Preis ein Schnäppchen, quasi Portokasse.“
„Ähm, stop. Ich hätte da vorher ein paar Fragen. Erstens: Hat er ein Overdrive-Getriebe?“
„Wie? Ob er Overdrive hat? Keine Ahnung. Woher kommen Sie denn?“
„Aus Mülheim.“
„Ja, man, das ist doch keine Entfernung. Kommen Sie einfach vorbei. Der Wagen ist ja auch angemeldet, davon habe ich nicht viele.“
„???“
„Ja klar, reinsetzen, losfahren. Den Wagen habe ich einem Jungspund abgekauft. Der hat fast geheult, dass er ihn abgeben musste. Naja, selber schuld, wenn er jetzt einen Wagen braucht, wo ´nen Kinderwagen hineinpasst. Das hätte er sich vorher überlegen sollen.“
„Äh, ich hätte da noch ´ne Frage.“
„Was denn noch? Ich meine, wir können ja noch weiter reden, aber der Wagen ist so billig, was soll man da noch lange fragen.“
Mittwoch -12:30 Uhr – Düsseldorf. Ich betrete ein ehemaliges Autohaus, dass vollgestopft ist mit Oldtimern. Kein Mensch zu sehen. Die Wagen stehen Stoßstange an Stoßstange. Der rote MGB ist eingezwängt, aber ich kämpfe mich durch. Erster Eindruck: Dellen auf Motorhaube und Kotflügel. Typenschild im Motorraum überlackiert. Handgriff der Fahrertür liegt lose in der Mittelkonsole. Im Armaturenbrett fehlt ein Schalter. Kein (KEIN) Overdrive. Armaturenbrett und Mittelkonsole passen wohl nicht zum Baujahr, worauf mich Achim per Email schon hinwies. Aber dies ist vor dem Hintergrund der weiteren Erlebnisse absolut sekundär.
Lackschichtdickenprüfer heraus und an die Schweller angelegt. Glücklicherweise hatte ich ihn fest in der Hand, sonst wäre er heruntergefallen. Sprich: Keine Anzeige! Rostfrei, Spachtel ist ja auch nicht magnetisch. Weiter: Abschlussblech links neben dem rechten Rücklicht: Keine Anzeige! Rostfrei, Spachtel ist auch nicht… Lampenumrandungen vorne: Keine Anzeige! Rostfei, Spachtel ist auch … Radhaus hinten links: Keine Anzeige: Rostfrei, Spachtel ist … Hurra, die Motorhaube ist magnetisch und laut Anzeige des Prüfers auch in gutem (neu lackiertem) Zustand. Wie, auch die Kofferraumklappe ist gut? Nicht ganz: Unten rechts nimmt die Lackdichte ab. Den Rest habe ich dann nicht mehr geprüft.
Es erscheint ein menschliches Wesen, das ich erst für den Verkäufer halte, aber das Wesen enttarnt sich als TÜV-Prüfer. Auch er ist nicht so ganz vom Wagen überzeugt. Welche Einigkeit!
Zudem taucht jetzt der Händler auf, der genauso aussieht, wie ich mir ihn aufgrund des Telefonats vorgestellt habe.
„Schönen guten Tag. Sind Sie der Herr aus Hannover?“
„Nein, ich hatte am Montag mit Ihnen telefoniert und komme aus Mülheim.“
„Ah, ja.“
„Haben Sie noch andere MGB?“
„Wieso. Ich bin doch kein MGB-Händler. Nehmen Sie doch den Roten. Der ist top.“
„Ach nee, wissen Sie. Der hat mir doch zu viel Spachtel.“
„Das haben die alle. Außerdem lasse ich mich nicht beleidigen. Guten Tag.“
„Ich habe Sie nicht beleidigt. Ich habe gesagt, dass der Wagen zu viel Spachtel hat.“
„Ich bin Autoverkäufer und brauche mir dies nicht bieten lassen“.
„???“
Eine Probefahrt habe ich dann nicht mehr gemacht. Ich wollte doch nicht, dass der rostfreie Spachtel von der Karosserie fällt.
Ich hoffe, der „Herr aus Hannover“ liest diesen Eintrag. Die Fahrt nach Düsseldorf kann er sich sparen. Außer er neigt zu Masochismus…