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Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 29. Jul 2025, 22:34
von JanHendrik
Nach erfolgter Vorstellung kommt hier mein erster Erlebnisbericht, der zu mehr oder weniger gleichen Teilen aus Überraschungen, Ernüchterungen, Erfahrungen, Aha-Erlebnissen, "lessons learned" und anderen Untiefen des Zusammenlebens zwischen Mensch und altem Auto besteht.

Der Kauf in Bremen (ich erzählte bereits: "as seen" im Parkhaus) von einem sehr netten älrteren Paar aus Cuxhaven und die Abholung drei Wochen später waren das reinste Vergnügen. Kumpel Markus, in der Veteranenszene mindestens ebenso knietief verwurzelt wie ich, stellte großzügig seinen Jeep Cherokee als Zugfahrzeug zur Verfügung, den Anhänger (England- und Mille-Miglia-erprobt) lieh ich von einem anderen Kumpel. Die hin und zurück knapp 1.200 Kilometer lange Abholtour verlief zäh, aber erfreulich. Wir nächtigten in einer kleinen Touristenpension, gingen am Abend mit dem Verkäufer-Ehepaar portugiesisch essen und rollten am nächsten Tag stilecht zurück.
Mycroft und der Cherokee wurden bis unters Dach mit einer unüberschaubaren Masse an Neu- und Gebrauchtteilen befüllt. All inclusive, sozusagen. Der Schmerz über den hohen Preis hatte bereits ein wenig nachgelassen.
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Ich tat alles, um es Mycroft in meiner Werkstatt so schnell wie möglich heimisch zu machen. Er bekam den Platz auf der Hebebühne freigeräumt und genoss ab Tag 1 uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Erst einmal baute ich den Tisch einer Biergarnitur auf, um alle mit gelieferten Teile - alt wie neu - ausbreiten und erfassen zu können.
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Das herrliche weiße Hardtop wurde sogar von einem zerleg- und rollbaren Hardtop-Ständer begleitet. In dem Teilekonvolut fand ich ein Verdeck, eine Persenning und die dazugehörigen Gestänge (teilweise funkelnagelneu und unbenutzt). Einen alten, zentnerschweren Anlasser (im Auto ist ein moderner, leichter Hochlassungsanlasser verbaut). Diverse Altteile, die in mir ein ungutes Gefühl und die Frage hervorriefen: "Warum - und wogegen - wurden diese Teile ausgetauscht?" Einen funkelnagelneuen, kompletten Zündverteiler (auf dessen Rolle ich später noch zu sprechen kommen werde). Interieurteile. Motorteile. Karosserieteile. Fahrwerksteile. Bevor ich erfuhr, wie billig MGB-Teile tatsächlich sind, schätzte ich den Wert alleine dieses Konvoluts auf mindestens 2.000, wenn nicht 3.000 €. (Danach nicht mehr.)

Die erste Wochenend-Ausfahrt mit einigen lokalen Altauto-Freunden verlief erfreulich. Schönes Wetter, nette Gesellschaft, keine Defekte. Ich registrierte erste kleine Auffälligkeiten wie quietschende und leicht schiefziehende Bremsen, hohen Verbrauch mit zu fettem Abgas und einen Tache mit einem Wegstreckenzähler, der erkennbar zu wenig anzeigte.

Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 29. Jul 2025, 23:39
von JanHendrik
Das mit den quietschenden und schiefziehenden Bremsen hatte sich recht bald erledigt. Als Übeltäter entpuppten sich - wenig überraschend - die Bremssättel, deren Kolben keineswegs festgegammelt, aber unerhört schwergängig waren. Im bereits geschilderten Teilefundus fand sich ein Paar augenscheinlich unbenutzter Bremssättel, die in kürzester Zeit eingebaut waren. Mit Hebebühne und Bremsentlüftungsgerät wird so etwas zum Vergnügen. Allerdings fehlt mir die Erfahrung, ob die Sättel tatsächlich neu oder vielleicht doch revidierte AT-Teile sind (ich vermute, Letzteres).
Egal, sie tun seither klaglos ihren Dienst, sie quietschen nicht und ziehen auch nicht schief.

An einem der darauffolgenden Wochen wollte ich bei bestem Wetter der merkwürdigen Tachoanzeige auf den Grund gehen. Von der Werkstatt aus rolle ich knapp 5 Kilometer und bin auf der A 66 zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Was sich schon bei der Nachberechnung der ersten Wochenendausfahrt über Google Maps abgezeichnet hatte, bestätigte sich nun beim Abgleich der Tachoanzeige mit den blauen 500-Meter-Schildern am rechten Fahrbahnrand: Egal, ob nach 5, 10 oder 20 Kilometern - es fehlte mit erschreckender Präzision ein Viertel der zurückgelegten Wegstrecke.
Meine Theorie dazu lautet, dass dieser Tache erstens irgendwann mal willkürlich und wahllos nachgerüstet wurde, als das Auto anno 2000 nach Europa zurückkam und man statt des Meilen- gerne einen km/h-Tacho vorzeigen wollte und zweitens dabei keine Rücksicht auf das ebenfalls nachgerüstete Overdrive-Getriebe sowie auf Getriebe- und Hinterachs-Übersetzungen genommen wurde.
Der Tacho trägt die Bezeichnung 'SN 6161/33 - 860', und ich bin für jeden Hinweis dankbar, der mich auf die Spur eines passenden Tachos führt.
Leider weiß ich - noch - nicht viel über mein Getriebe und meine Hinterachse, außer dass das Getriebe im ersten Gang unsynchronisiert ist. Und nach Lektüre des MG-Buchs von Anders Ditlev Clausager (...der leider am Sonntag verstorben ist :( ) traue ich meiner Hinterachse eine 3,91er Untersetzung zu.
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Egal, auch damit kann ich leben. Bis auf Weiteres füge ich der Zählwerkanzeige kopfrechnend halt immer noch ein Drittel hinzu und weiß, dass es nach 300 Kilometern wohl bald dringend Zeit zum Tanken wird... :wink:

Weniger spaßig gestaltete sich die Demontage und vor allem der Wiedereinbau besagten Tachometers. An den Haltebügel und die beiden Rändelmuttern heranzukommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und als ich schon drauf und dran war, das Armaturenbrett mit dem Vorschlaghammer zu zerlegen, erschien genau im richtigen Moment ein alter Schrauberkumpel in meiner Werkstatt, schob mich beiseite und verschwand unter dem Armaturenbrett (er brauchte allerdings auch eine reichliche Dreiviertelstunde, bis er alles wieder verschraubt und in Position gebracht hatte).
Als Lösung für künftige Tacho-Montagen habe ich mir ausgedacht, in das Loch im Armaturenbrett, in das der Tacho gebettet ist, auf den Positionen 2Uhr30 und 8Uhr30 zwei Aussparungen zu feilen, die nachher vom Chromring abgedeckt werden und gerade so breit und so tief sind, dass sich der Tacho mit vormontiertem Haltebügel ins Armaturenbrett schieben und dann durch eine leichte Drehung wie mit einem Bajonettverschluss verriegeln lässt. Okay, man muss dann noch die Rändelmuttern festziehen - aber wenigstens sind sie dann schon mal auf den Gewindebolzen drauf!

Eigentlich war es mir ja nur um die Fernlichtkontrolle gegangen! Die vorgefundene Konstruktion mit dem Birnchen in dem langen schwarzen "Lichtschacht" ist ja schon mehr als verwegen - aber wehe, wenn dann noch die beiden über den Rand gebogenen Metallzungen abgerissen oder verrostet sind: dann gibt es keine Masse mehr und auch kein blau schimmerndes Kontrolllämpchen.
Was mich zu meiner nächsten Frage führt: Ist diese Fassung noch als Ersatzteil erhältlich? Gibt es eine Teilenummer dazu? Oder hat jemand noch ein gut erhaltenes, überschüssiges Teil im Fundus und ist bereit, es zu angemessenem Teil abzutreten?
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To be continued...

Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 00:06
von JanHendrik
Zur Vervollständigung der Tacho-Anekdote gehört natürlich die Episode am Kloppenheimer Sportplatz:
Bei besagter Messfahrt hatte ich schließlich die A 66 in Richtung Wiesbaden-Stadtmitte verlassen und schickte mich an, die Rückfahrt zur Werkstatt über die idyllischen Vororte Bierstadt, Kloppenheim und Heßloch zu genießen. Die Sonne schien, es war warm - aber nicht zu warm - und die Vöglein zwitscherten.
In der Ortsdurchfahrt Kloppenheim, kurz nach der abknickenden Vorfahrt, gab es urplötzlich brutale Fehlzündungen. Von einem auf den anderen Moment fehlten erst ein, dann zwei, dann drei Zylinder. Ich schaffte es, den Motor am Leben zu halten und mich mit schleifender Kupplung noch bis zum Ortsausgang zu schleppen. Dann war Schluss.
Mit dem letzten Schwung bog ich nach links auf den Parkplatz des örtlichen Fußballvereins ein. Der Motor war und blieb tot und ließ sich durch nichts und niemand wieder zum Leben erwecken. Und so kam Mycroft zu seiner ersten Fahrt auf dem Schandwagen.
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Daheim in der Werkstatt entpuppte sich das einzige Bauteil, das aus dem 21. Jahrhundert stammen dürfte, als Übeltäter: Der Verteiler der 1-2-3 Ignition. Ich weiß nicht, wie so etwas geschieht - aber jedenfalls war die Isolation des Plus-Kabels auf Höhe der Durchführung ins Gehäuse durchgescheuert und hat dort wohl zu einem Masseschluss nebst einem schnellen Tod der Elektronik geführt.
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Natürlich entpuppte sich der Verteiler als zu alt (mehr als 10 Jahre), um ihn bei 1-2-3 reparieren zu lassen. Und wieder half ein Griff in den Teilefundus, der einen recht billig anmutenden, aber neuen und kompletten Zündverteiler konventioneller Bauart zutage förderte, Ganz klassisch mit Unterbrecherkontakt, Kondensator, Verteilerfinger...
Einbauen, einstellen, einmal am Schlüssel drehen - schon lief Mycroft wieder. (Und tut es zündungsseitig bis jetzt.)

Aber nicht, dass Ihr glaubt, meine Leidensgeschichte wäre jetzt am Ende angelangt...

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 08:10
von CCCarer
Das sind jetzt aber keine wirklichen Probleme und schon überhaupt keine Katastrophen. Am Einbau eines Tachos schon fast scheitern? Wenn man das dreimal gemacht hat, geht das recht schnell. Übrigens, den Tacho kann man reparieren lassen, dass er die richtige Wegstrecke anzeigt Muss nur etwas Zeit mitbringen. CIS in Bergisch Gladbach ist eine gute Adresse.
Ansonsten, bitte nicht mit der Feile ans Armaturenbrett gehen. Das wäre schade ums Armaturenbrett.
Der Vorbesitzer hatte bestimmt einen Grund warum er den normalen Verteiler gegen die 123 Ignition ausgetauscht hatte.
Z.B. das Choke Kabel austauschen wäre da eine ganz andere Herausforderung.

Rob

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 08:22
von 2sheep
Hallo Jan,
Danke für den ausführlichen Bericht- lese so etwas immer gerne aus erster Hand.
Der originale Verteiler wird damals vermutlich verschlissen gewesen sein. Dann ist die 123 keine schlechte Alternative, denn selbst mit einem überholten Original hast du früher oder später das Problem mit minderwertigen Kondensatoren und Kontakten, gute NOS werden auch für gutes Geld angeboten.
Und dazu natürlich den regelmäßigen Service.
Ich hab in einem Zweirad- Neuzugang aus Italien bewußt die originale Kontakt- Zündung drin gelassen, da die Fahrleistungen vermutlich überschaubar bleiben, aber nachgeschaut habe ich auch schon zweimal und ich habe dafür noch NOS Kontakte im Regal.

Freue mich zu hören wie’s weiter geht, Mycroft scheint ja sonst fit zu sein.
viele Grüße
Matthias

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 09:51
von marc-ks
Hallo Jan, schön geschrieben. Je nachdem ob Dein Ersatzverteiler ein 25D oder 45D ist, könntest Du ihn mit einem entsprechenden Hallgeber Modul z. B. von Akkuspark pimpen, denn die Kontakte sind leider Verschleißartikel. Mach ein Foto Deines Ersatzverteilers, es sollte für Bj. 67 Mk1 ein 25 D sein, erkennt man an der Unterdruckdose mit Zündverstellung.

Dein Tachoproblem ist etwas größer, eigentlich solltest Du für das Baujahr Smiths Instrumente haben und noch ein 3 Synchro Getriebe, allerdings mit Tube Achse. Ist Dein erster Gang synchronisiert? Dein Tacho ist ein MGA-Tacho, übersetzt für eine 4.3 Hinterachse. Du benötigst ein Instrument mit der Zahl 640 oder 660, anstatt der 800.

Diese Instrumente sind selten mit Kilometerskala zu erhalten und teuer (als Meilentacho mit 1020 Übersetzung einfacher verfügbar). Ggfs. solltest Du mit der Unschärfe leben, bis Dir ein Instrument über den Weg läuft.

An den Lampensockel solltest Du vorn eine kleine Tülle basteln, z. B. aus Schrumpfschlauch, der auf das Prisma der Fernlichtleuchte aufstößt, damit das Licht durch das Prisma gelenkt wird und sich nicht im Tachogehäuse verliert. Dann ist der Indikator deutlich heller.
Original ist der Kanal am Prisma, allerdings härtet er aus und bricht ab, wenn man den Lampensockel durch Wackeln löst. Schau in den Tacho ob der Kanal noch vorhanden ist. Die Fassungen kann man manchmal kaufen, leider habe ich keine mehr rumliegen. Du kannst Dir die Federklammern aus 0,1mm Blech schneiden und biegen, ist relativ einfach, denn sie müssen nur die Klemm- und Massefunktion erfüllen.

...und auf keinen Fall am Armaturenbrett rumschneiden... Übung macht den Meister.

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 09:56
von Noddy
Auch von mir Danke für den Bericht, Fortsetzung wird hier sicher gern angenommen. :)

Tacho und DZM dreh ich mir in eine gut erreichbare Position zum Halter aufsetzen und fast festschrauben, anschließend wird in die richtige Position gedreht und handfest festgeschraubt. Zuletzt noch die auch nur lose fixierte Tachowelle handfest anziehen und fertig.
Ich nehme auch gerne die großen Instrumente heraus wenn ich hinter dem Armurenbrett was zu tun habe, durch die Löcher hat man einen guten Einblick und muss sich nicht im Fußraum verrenken.

Ein Original Armaturenbrett mit intaktem Schrumpflack solltest Du unbedingt erhalten.

Beim Verteiler solltest Du noch ermitteln ob er zum Motor passt, irgendwo gibt es Tabellen welche 5 stellige Verteilernummer zu welchem Motor gehört.

Auf einem Transporter nach Hause zu kommen wäre mir auch peinlich, zumal ein MGB einen immerwieder heim bringt wenn die Wartung stimmt und man ein paar Teile dabei hat.

Dann weiter viel Spaß mit dem schönen Auto.

Grüße
Micha

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 30. Jul 2025, 10:18
von marc-ks
Noch zum Verteiler. Falls es ein Lucas und kein Nachbauverteiler ist, müsste es ein 25D 40897 sein. Auch die sind schwer zu bekommen und häufig unbrauchbar. Sie haben eine sehr schwache Primärfeder (Zündverstellung beginnt schon knapp über Leerlauf), wodurch es Probleme mit der Leerlaufeinstellung geben kann. Diese Verteiler funktionieren mit einem Hallgebermodul nur im Top Zustand, da die Zündverstellung (durch die schwache Primärfeder) beim Rücklauf die Unterstützung durch den Unterbrechernocken benötigt. Aber, wenn sie gut gepflegt und eingestellt sind, ist das der beste Verteiler im B. Super Drehmoment aus dem Drehzahlkeller.

Bei den Nachbauverteilern ist das egal, die haben eine universelle Zündkurve und irgendwie laufen die immer, aber natürlich mit deutlich weniger Fahrspaß.

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 00:44
von JanHendrik
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass mein Auto mich nicht als seinen neuen Gebieter akzeptiert.
Für jedes Loch, das ich stopfe, tun sich zwei bis drei neue auf.

Heute habe ich mal ein bisschen an der Vergasereinstellung herumgespielt (die Story mit den HS4 erzähle ich demnächst in einem eigenen Kapitel), dann wollte ich mal nachschauen, von wo genau das Öl heruntertropft, das mir (bisher kleine) Flecken auf den Garagenboden malt.
Okay, ein Tröpfchen hier, ein Tröpfchen da - an der Ölablassschraube hing ein bisschen was und weiter hinten am Kupplungsnehmerzylinder und/oder am Getriebe. Letzteres allerdings mit unklarem Befund. Also lupfte ich mal die Manschette des Kupplungsnehmers, darunter sah es nicht besonders appetitlich aus. Ich fand buchstäblich feuchten Dreck - also undefinierbare Krümel, mit Feuchtigkeit/Flüssigkeit versetzt. Da aber die Kupplung tadellos funktioniert, beschloss ich, das Ganze etwas sauber zu machen und erst mal nur unter Beobachtung zu halten. Den feuchten Dreck habe ich nicht einfach mit Bremsenreiniger weggesprüht, sondern erst mal mit dem Staubsauger so weit wie möglich weggesaugt (...man will den Schmodder ja nicht im Zylinder haben). Erst dann habe ich das Ganze mit ein paar kräftigen Sprühstößen Bremsenreiniger saubergemacht.

Der Kontrolle halber habe ich noch mal alle Schrauben in Reichweite (Ölablassschraube Motor, Befestigungsschrauben Kupplungsnehmer) kontrolliert und nachzogen. Ergebnis: Die obere Schraube am Kupplungsnehmer ließ sich nicht festziehen, sondern drehte durch.
Dem wollte ich nachgehen. Also den Druckstößel des Zylinders vom Ausrückhebel gelöst und beide Schrauben rausgedreht. So einen Zylinder kann man ja problemlos eine Zeit lang an der Leitung runterbaumeln lassen...
Als erstes fielen die Manschette und der Druckstößel runter, ich hatte die Manschette noch nicht wieder über den Zylinder in die Nut gestülpt. Macht ja nix, der Kolben ist im Zylinder ja mit einem Sicherungsring gegen Herausfallen gesichert... Ich drehte mich zum Werkzeugwagen um, als hinter mir weitere Fallgeräusche zu hören waren. Am Boden lag nun auch der Kolben und die runde innere Dichtmanschette, der Inhalt der Hydraulik entleerte sich blitzschnell auf den Werkstattboden. Aha, also kein inwendiger Sicherungsring - wieder was gelernt.

Die Ölpfütze wurde abgestreut, die Hydraulikleitung am Längsträger an der Trennstelle zwischen Rohrleitung und Schlauch getrennt, der Zylinder samt Schlauch auf die Werkbank verfrachtet. War vielleicht sogar ganz gut, dass er sich selbst zerlegt hat - die Innereien sehen nämlich so aus, dass ich doch lieber einen neuen Zylinder installieren möchte.

Mehr Kopfzerbrechen macht mir das ausgenudelte Gewinde am Getriebe - natürlich an einer Stelle, an die man denkbar schlecht drankommt. Für eine seriöse Reparatur muss eigentlich das Getriebe raus.
Mein aktueller Plan (bitte zürnt nicht mit mir wegen des Pfusches): Das vergrießknaddelte 3/8"-Gewinde mit 16 tpi wird auf M10x1,5 "aufgebohrt" und ein maßgeschneiderter Stehbolzen für den Zylinder gesetzt. Der Stehbolzen wird eingeklebt, bis ich irgendwann mal das Getriebe ausbauen muss und die Sache richtig repariere - frei nach dem Motto "Nichts hält länger als ein Provisorium".

Meine heutigen Fragen in diesem Zusammenhang:
  • Habt Ihr bessere Lösungen für eine Reparatur an dieser Stelle parat?
  • Kann ich den Hydraulikschlauch und den Nehmerzylinder guten Gewissens bei Limora bestellen oder legt Ihr mir dringend einen anderen Lieferanten ans Herz? (Wegen dieser vergleichsweise kleinen Bestellung will ich nicht extra in England ordern, z. B. bei Rimmer Bros.)
Danke für jeden guten Tipp. Und ich nehme auch Schmähungen wegen meiner rustikalen Arbeitsweise demütig entgegen.
(Ich hoffe, ich habe mich mit meinen wenigen bisherigen Beiträgen nicht schon völlig disqualifiziert.)

Danke & Gruß, Jan

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 08:43
von 2sheep
Hallo Jan,

Das mit dem Gewinde ist echt ärgerlich, gehört aber irgendwie dazu, als Überraschung, bei unseren mindestens Mitte vierzig Jahre alten Schätzchen.
Dein Provisorium, gut ausgeführt und vor allem dokumentiert, macht mir kein Kopfzerbrechen.
Der zerlegte Nehmer gehört zum vermutlich noch nicht ganz abgeschlossenen Kapitel ‚ Schäden durch zu wenig Bewegung‘ und ist günstig aus der Welt zu schaffen.
Wie das Teil von L. ist, kann ich dir nicht sagen (auch L. wird das Teil in mehreren Chargen/ Varianten bekommen haben über die Jahre). Alternativen wären zum Beispiel Stevens (wirklich gute Adresse) und zahlreiche andere aus Deutschland.
Ob das einen Unterschied in deinem Fall macht-

Nochmal zu den Spielereien an den Vergasern:
Hier ist wirklich nur sinnvoll Hand anzulegen, wenn alles von Anfang an systematisch gemacht wird.
Also nach dem sicherstellen das Zündung und Motor (Ventilspiel, Kompression, etc.) in Ordnung sind:
Bestandsaufnahmen:
Was ist überhaupt verbaut (alle Teile anhand Nummer kontrollieren)
Passen verbaute Teile zum Motor/Baujahr?
Was davon ist verschlissen (z. B. Welle der Klappen)
Instand setzen (lassen)
Grund Einstellung machen
Mit geeignetem Equipment synchronisieren, Leerlauf und CO einstellen.

viele Grüße
Matthias

PS: Das mit der Einstellerei ist kein Hexenwerk, aber es ist hilfreich dabei mal jemand über die Schulden zu schauen.

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 09:23
von marc-ks
Schau mal zu den Nehmerzylindern im Forum, neue Zylinder sind oft nicht die beste Wahl (Problem der Position der Entlüftungsbohrung). Falls Du noch ein Orginalteil hast, Stahlkolben statt Alu, lohnt eine Überholung. Anstatt des metrischen Grobgewindes könntest Du auch zöllige Helicoil einsetzten. Das Problem ist, dass anstatt der UNC Bolzen UNF Bolzen eingeschraubt werden, die die Gewinde im Getriebegehäuse zerstören. Wahrscheinlich wird mittelfristig auch der Geberzylinder aufgeben und den Schlauch der Kupplungshydraulik solltest Du auch prophylaktisch ersetzen.

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 10:23
von andreas.clausbruch
Hallo Jan,
zu Deiner (alten) 123: frag' mal bei 123 conversions nach, ob die ihn Dir wieder instandsetzen können. ich habe Herrn Hebels als sehr nett und kompetent kennengelernt Das war seinerzeit an Rat von Darius...
Bei der Kupplungsleitung würde ich überlegen eine durchgehende Hydraulikleitung zwischen den beiden Zylindern zu verbauen. Wurde hier im forum thematisiert und ist - wie ich meine - eine sehr sinnvolle Verbesserung. Auch hier hat Darius einen sehr kompetenten Rat gegeben und Lieferanten empfohlen. Ich habe seinerzeit beide Zylinder dorthin geschickt und die Leitung mit passenden Anschlüssen zurückbekommen :-)
Zu den Vergasern: ich würde mir einen Termin für den Herbst/Winter bei Jens Peter Adam geben lassen - tatsächlich sind die Vorlaufzeiten so lang - und sie dorthin zur Überprüfung/
Überholung geben. Matthias hat Dir aus meiner Sicht zum Vergaserkapitel schon zielführende Info gegeben :-)
Sei versichert: Deine sehr nett beschriebenen Erfahrungen sind alles andere als ungewöhnlich :-).
Octagonale Grüße Andreas

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 11:38
von Günter Paul
Hallo Jan...
Merkwürdig, dass dieses Rentnerehepaar den Wagen ohne Vorwarnung abgegeben hat..?..
Du kannst den von Limora nehmen...ich hole mal bei Stevens mal bei Limora und der ist hier verbaut..
Gruß
Günter

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 12:59
von kuepper.remscheid
Hallo Jan,
Und bei der Entlüftung des Zylinders, den Zylinder nicht anbauen sondern abgebaut nach oben halten und dann entlüften.😉
Gruß
Stefan

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 4. Aug 2025, 13:08
von major_healey
... dabei aber den Stößel ganz einschieben und mit Draht am Nehmerzylinder befestigen, damit dir beim Entlüften nicht auch der neue Zylinder auseinanderfliegt.

Re: Mycroft: SU HS4, 123ignition, Jaeger-Tacho und andere Katastrophen

Verfasst: 31. Aug 2025, 14:59
von bluewalt
Hello
Der Tacho mit der Bezeichnung SN-6161/33 860 wurde im MGA 1622 MKII verbaut und macht pro Km 860 Umdrehungen. Du kannst mir noch ein Foto des Ziffernblatts schicken, dann kann ich das noch genauer identifizieren.
JanHendrik hat geschrieben: 29. Jul 2025, 23:39 Das mit den quietschenden und schiefziehenden Bremsen hatte sich recht bald erledigt. Als Übeltäter entpuppten sich - wenig überraschend - die Bremssättel, deren Kolben keineswegs festgegammelt, aber unerhört schwergängig waren. Im bereits geschilderten Teilefundus fand sich ein Paar augenscheinlich unbenutzter Bremssättel, die in kürzester Zeit eingebaut waren. Mit Hebebühne und Bremsentlüftungsgerät wird so etwas zum Vergnügen. Allerdings fehlt mir die Erfahrung, ob die Sättel tatsächlich neu oder vielleicht doch revidierte AT-Teile sind (ich vermute, Letzteres).
Egal, sie tun seither klaglos ihren Dienst, sie quietschen nicht und ziehen auch nicht schief.

An einem der darauffolgenden Wochen wollte ich bei bestem Wetter der merkwürdigen Tachoanzeige auf den Grund gehen. Von der Werkstatt aus rolle ich knapp 5 Kilometer und bin auf der A 66 zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Was sich schon bei der Nachberechnung der ersten Wochenendausfahrt über Google Maps abgezeichnet hatte, bestätigte sich nun beim Abgleich der Tachoanzeige mit den blauen 500-Meter-Schildern am rechten Fahrbahnrand: Egal, ob nach 5, 10 oder 20 Kilometern - es fehlte mit erschreckender Präzision ein Viertel der zurückgelegten Wegstrecke.
Meine Theorie dazu lautet, dass dieser Tache erstens irgendwann mal willkürlich und wahllos nachgerüstet wurde, als das Auto anno 2000 nach Europa zurückkam und man statt des Meilen- gerne einen km/h-Tacho vorzeigen wollte und zweitens dabei keine Rücksicht auf das ebenfalls nachgerüstete Overdrive-Getriebe sowie auf Getriebe- und Hinterachs-Übersetzungen genommen wurde.
Der Tacho trägt die Bezeichnung 'SN 6161/33 - 860', und ich bin für jeden Hinweis dankbar, der mich auf die Spur eines passenden Tachos führt.
Leider weiß ich - noch - nicht viel über mein Getriebe und meine Hinterachse, außer dass das Getriebe im ersten Gang unsynchronisiert ist. Und nach Lektüre des MG-Buchs von Anders Ditlev Clausager (...der leider am Sonntag verstorben ist :( ) traue ich meiner Hinterachse eine 3,91er Untersetzung zu.

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Egal, auch damit kann ich leben. Bis auf Weiteres füge ich der Zählwerkanzeige kopfrechnend halt immer noch ein Drittel hinzu und weiß, dass es nach 300 Kilometern wohl bald dringend Zeit zum Tanken wird... :wink:

Weniger spaßig gestaltete sich die Demontage und vor allem der Wiedereinbau besagten Tachometers. An den Haltebügel und die beiden Rändelmuttern heranzukommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und als ich schon drauf und dran war, das Armaturenbrett mit dem Vorschlaghammer zu zerlegen, erschien genau im richtigen Moment ein alter Schrauberkumpel in meiner Werkstatt, schob mich beiseite und verschwand unter dem Armaturenbrett (er brauchte allerdings auch eine reichliche Dreiviertelstunde, bis er alles wieder verschraubt und in Position gebracht hatte).
Als Lösung für künftige Tacho-Montagen habe ich mir ausgedacht, in das Loch im Armaturenbrett, in das der Tacho gebettet ist, auf den Positionen 2Uhr30 und 8Uhr30 zwei Aussparungen zu feilen, die nachher vom Chromring abgedeckt werden und gerade so breit und so tief sind, dass sich der Tacho mit vormontiertem Haltebügel ins Armaturenbrett schieben und dann durch eine leichte Drehung wie mit einem Bajonettverschluss verriegeln lässt. Okay, man muss dann noch die Rändelmuttern festziehen - aber wenigstens sind sie dann schon mal auf den Gewindebolzen drauf!

Eigentlich war es mir ja nur um die Fernlichtkontrolle gegangen! Die vorgefundene Konstruktion mit dem Birnchen in dem langen schwarzen "Lichtschacht" ist ja schon mehr als verwegen - aber wehe, wenn dann noch die beiden über den Rand gebogenen Metallzungen abgerissen oder verrostet sind: dann gibt es keine Masse mehr und auch kein blau schimmerndes Kontrolllämpchen.
Was mich zu meiner nächsten Frage führt: Ist diese Fassung noch als Ersatzteil erhältlich? Gibt es eine Teilenummer dazu? Oder hat jemand noch ein gut erhaltenes, überschüssiges Teil im Fundus und ist bereit, es zu angemessenem Teil abzutreten?

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To be continued...