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Zylinderkopfschrauben nachziehen.
Verfasst: 23. Apr 2002, 18:13
von Peter Joos
Hallo zusammen,
es war hier vor längerer Zeit die Rede davon, dass die Kopfschrauben nach einer gewissen Laufleistung nach Montage des überholten Kopfs nachgezogen werden sollten.
Nun meine Frage:
Sollen die Schrauben tatsächlich nur nachgezogen werden, oder sollen diese vorher erst gelöst(natürlich in der vorgeschriebenen Reihenfolge,)und dann erneut mit dem Drehmomentschlüssel in der richtigen Reihenfolge mit dem geforderten Anzugsmoment angezogen werden ?
Oder soll ich mir die Arbeit komplett sparen, wenn ich seit der Montage des Zylinderkopfs bereits ca. 2000 km gefahren bin.
Weiss jemand Rat ?
Viele Grüsse
Peter
Verfasst: 23. Apr 2002, 19:57
von Thomas B
Hallo Peter,
gemäß der einschlägigen Literatur sollten die Kopfschrauben nach ca. 500 km nachgezogen werden. Einige Motorinstandsetzer (vgl. auch letzte Oltimer Markt) ziehen die Schrauben bereits nach dem ersten Probelauf nach. Im Haynes wird es ebenfalls so empfohlen. Nachziehen bedeutet in dem Falle aber eine Schraube nach der anderen, in der vorgeschriebenen Reihenfolge jeweils 1/4 Umdrehung zu lösen um sie dann wieder auf das vorgeschriebene Drehmoment (6,2 - 6,9 m/kp bzw. 62 - 69 Nm) anzuziehen. Wenn Du wissen möchtest ob es auch notwendig war, kannst Du vorher die Schrauben mit etwas Farbe oder Nagellack unten markieren und dann nach dem Nachziehen sehen ob Du sie weitergedrehen konntest bis das Drehmoment erreicht war.
Auf die Frage ob es nach 2000km noch Sinn macht, kann ich Dir keine abschließende Antwort geben. Hast Du neue Stehbolzen und Muttern verwandt oder die alten dringelassen?
Ist Dein Kopf rundherum dicht?(der Deines Motors .... ;-))
M.E. solltest Du nachziehen denn die Kopfdichtung setzt sich etwas und ggf. längen sich neue Stehbolzen etwas. Aber vielleicht gibt es da andere Spezialisten die sich besser auskennen.
Gruß
Thomas #1427
(der auch einmal zu spät nachgezogen hat)
Verfasst: 23. Apr 2002, 21:19
von Christof Kass
Hallo Peter,
ich würde auf jedenfall die Kopfschrauben öfter mal nachkontrolliern. Ich ziehe sie beim Nachziehen dann auf etwas über 7 mkg. Habe das schon öfter gemacht und keine Probleme gehabt. Jetzt, wo dein Motor schon relativ viel gelaufen hat, würde ich es einmalig so machen, wie Thomas es beschrieben hat.
Viel Erfolg
Christof Kass
Verfasst: 24. Apr 2002, 01:40
von AlexP
"Viel hilft viel" muss nicht immer das beste Motto sein. Welchen Sinn soll es machen, eine Mutter auf über 7 mkp "nachzuziehen", wenn sie vorher bei weniger den Kopf dicht gehalten hat? Die Sollbelastbarkeit ist doch mit den offiziellen höchstens (!)6,9 mkp gut erreicht. Wenn ich das überschreite und vielleicht einen Drehmomentschlüssel benutze, der mit großzügiger Toleranz in die falsche Richtung arbeitet, habe ich am Ende vielleicht eine schöne Arbeit vor mir, weil der Stehbolzen sich in zwei Hälften geteilt hat. Ich habe mal in eine Tabelle der Sollwerte für diverse Bolzen und Güteklassen geschaut - da gruselte es mich schon bei den 6,9 mkp ....
Verfasst: 24. Apr 2002, 17:33
von MichaelW
Und falls der Bolzen doch mal abbricht kennen wir eine freundliche Werkstatt die die Reste aus dem Block bohrt. Leider bricht der Bolzen halt schon mal direkt am Block und die üblichen Werkzeuge greifen nicht mehr.....
Verfasst: 26. Apr 2002, 09:12
von Kai
Nach fest kommt ab....bestätigt Euch jeder Masch.-bauer...:b
MfG Kai
Verfasst: 26. Apr 2002, 09:32
von vdr
Normalerweise beruht die Angabe, dass Kopfschrauben nachzuziehen sind darauf, dass sich Dichtungen und Schraubverbindungen an thermisch und druckbelasteten Verbindungen dazu neigen, sich zu setzen. Montage- und Materialspannungen gleichen sich aus.
Im allgemeinen passiert das in der erstem Motorlaufphase, Warmlaufen mit anschließendem Abkühlen, dann wird nachgezogen. Nochmals ist das nicht notwendig, Drehmomentangaben sollten eingehalten werden, denn nach Fest kommt nicht nur ab, dann kommt viel Arbeit!
Zieh an!
Henning
Verfasst: 26. Apr 2002, 23:06
von AlexP
Endlich mal klare Worte, Henning. Könntest Du auch erläutern, welche Prozedur des Nachziehens korrekt ist und warum? Damit meine ich den Unterschied zwischen dem einfachen Nachziehen (Erhöhen des Drehmoments oder lediglich Kontrolle, ob alles dem Mindestdrehmoment gerecht wird???) und dem Lösen und neu anziehen, wie es Thomas hier beschreibt. Ich hätte die Befürchtung beim Lösen Undichtigkeiten zu provozieren, da dabei ja auch die Kupferdichtungen innerhalb der K-Dichtung entspannt werden, die die voll Wasser stehenden "Steigleitungen" vom Block zum Kopf umgeben.
Verfasst: 27. Apr 2002, 08:45
von Peter Joos
Wollte nur kurz berichten:
Ich habe die Schrauben einzeln nacheinander, wie Thomas weiter oben beschrieben hat, ca. 1/4 Umdrehung gelöst, und mit 69 Nm wieder angezogen. Markierungen vor dem Lösen mit der Reißnadel haben dann gezeigt, dass jede Schraube ca 1/8 Umdrehung weiter angezogen wurde.
Hoffentlich wird das Wetter endlich besser, fahre am Mittwoch zur Mille Miglia. Sonst noch jemand dort ??
Es grüsst mit mindestens 69 Nm
Peter
Verfasst: 27. Apr 2002, 18:04
von vdr
Aus diesem Grund, um Undichtigkeiten zu vermeiden, sollten die Schrauben nur, wie schon von anderen erwähnt, nur eine 1/4 Umdrehung gelöst werden, ist eigentlich nur ein Entspannen, DENN:
Der Grund dafür ist wiederum die Flächenpressung am Schraubenkopf und auf der gesamten Gewindefläche, die, auch wenn die Schraube nicht mehr die 100prozentige Vorspannung hat, grösser als der geringe Drehmomentunterschied sein kann (auch bekannt als Losbrechmoment). Ist die schraube vorher aber etwas entspannt worden, kann man sie auf den exakten Wert anziehen.
Da dabei auch die Kopfdichtung noch etwas stärker gepresst wird, sind die Cu-Dichtringe auch dicht.
Beim Nachziehen auch immer die Anzugsreihenfolge einhalten, egal ob man jede Schraube einzeln löst und wieder anzieht oder alle löst und dann wieder anzieht, auf keinen Fall weiter als eine 1/4 Umdrehung lösen!
Henning