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Neuer Motor kocht über (MGB GT)

Verfasst: 28. Aug 2003, 11:00
von Peter Goebel-Vollerthun
Nach einer Vollrestaurierung (fast) ohne Kompromisse habe ich seit 2 Wochen die H-Zulassung für meinen GT von 1971 und alles könnte so schön sein. Leider ging schon bei der ersten Probefahrt nach ca. 15 km die Temperatur in den roten Bereich; nach Abstellen des Motors kochte der Kühler über. Ich habe alle Komponenten noch einmal überprüft und einen Kenlowe-Ventilator installiert. Nun kocht der Motor zwar nicht mehr über, ist aber immer noch deutlich zu heiss und kommt fast in den roten Bereich trotz Ventilator. Folgendes ist gemacht worden:
- Der Motor wurde von Carpoint komplett überholt, alle Kanäle absolut frei.
- neue Wasserpumpe, neuer Kühler, neue Schläuche.
- Die Vergaser sind ebenfalls überholt und abgedichtet, Kerzenbild hellbraun.
- Die Zündung steht auf ca.10° vor OT (bei 800 U/min).
- Ventilspiel korrekt.
Meine Vermutung ist, dass der Verteiler evtl. wegen schwacher Federn auf zuviel Frühzündung geht, oder kann mir jemand vielleicht noch einen Tipp geben ?

Verfasst: 28. Aug 2003, 13:21
von Josef Eckert
Hallo Peter,
vermute daß die Wasserpumpe defekt ist, bzw die falsche Pumpe eingebaut wurde. Ich hätte meinen Motor nicht bei der genannten Firma überholen lassen.
Viele Grüße

Josef

Verfasst: 28. Aug 2003, 14:01
von jupp1000
Hallo Peter,

Du kannst einige Dinge leicht testen.
Wasserpumpe und Thermostat: in kaltem Zustand den Kühlerverschluss öffnen, Motor im Stand warm laufen lassen. Bei ca 80 Grad sollte der Thermostat öffnen und heisses Wasser in den Kühler strömen. Das kann man gut sehen ( evtl. etwas Gas geben ).
Ist das O.K. sind Thermostat und Wapu in Ordnung.
Die Zylinderkopfdichtung wird manschmal undicht, aber ohne dass Wasser in die Brennräume eintritt ( weisser Dampf aus dem Auspuff) sondern nur um die Stehbolzen und Wasserkanäle zündkerzenseitig. Dadurch kommt ab einer bestimmten Motortemparatur das Kühlwasser stark unter Druck und wird aus dem Kühler gedrückt.
Evtl. wurden die Kopfschrauben nicht vorschriftsmässig angezogen.
Der Zyl.kopf oder der Motorblock kann einen Haariss aufweisen. Symptome s.o.
Ein falscher Kühlerdeckel ist montiert. Er hält dem Druck nicht stand.
Mess mal die Kühlwassertemp. z.B. mit einem Bratenthermometer (ja genau - für Fleisch ),einem (Obst)Einkochthermometer.
oder professionell mit einem entsprech. Gerät. Kocht das Wasser wirklich über? s.o.

Bitte halte uns mal auf dem Laufenden.

Good luck

Heinz #1565

Verfasst: 28. Aug 2003, 14:41
von Peter Goebel-Vollerthun
Danke schon mal für die Tipps !! Ich habe vergessen zu beschreiben, dass ich auch einen neuen Thermostat eingebaut habe und geprüft habe. Der Deckel ist ebenfalls neu und spricht auch korrekt an, d.h. der Zeiger war im roten Bereich, als der Deckel rausdrückte. Die Strömung der Wasserpumpe bzw. das Öffnen des Thermostats ist auch in Ordnung (habe ein 74er und 84er mit einem Präz. Thermometer überprüft). Kann es sein, dass eine falsche Kopfdichtung Wasserkanäle blockiert ? Im englischen Werkstatthandbuch steht, dass ein frisch überholter Motor anfänglich kochen kann (zu viel Reibungswärme wg. enger Toleranzen beim Aufbohren ?)An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für Euer Gehirnschmalz !!

Verfasst: 28. Aug 2003, 17:11
von newfoundlanddog
Servus,

das ein neuer Motor heiß werden kann ist richtig, aber nicht so sehr, wie Du es beschreibst.

Ferndiagnosen sind schwer, aber ich komme von der Wasserpumpe nicht los. Es braucht das Turbinenrad nur wenig mehr Abstand vom Gehäuse zu haben, als vorgeschrieben und Dein Motor kocht.

Am einfachsten prüft man den Thermostat, indem man ohne fährt - was im Sommer kein Problem sein soll.

Die Zylinderkopfdichtung dürfte nicht falsch sein, man hat lediglich im Lauf der Zeit die Ölwege im Kopf geändert, allerdins ist Mißtrauen bei Neuteilen immer angebracht. Auch eine kaputte, durchgebrannte Dichtung führt zu Überhitzungen.

Ich will nicht klugscheißen, aber das mit dem Konlow-Fan war in dieser Situation ein grundsätzlicher Fehler, den viele begehen. Nichts gegen Elektrolüfter - ich habe auch einen, denn sie kühlen exakter. So machst Du bestenfalls eine Symptomkur und beseitigst nicht die Ursache(n). Was Du ja selbst bestätigt hast. Bei zügiger Fahrt gehts es bei einem gesunden Motor sogar ohne Lüfter.

Vielleicht findes Du hier jemand mit Erfahrung, der in Deiner Nähe wohnt und einen halben Tag übrig hat und Deinen Motor samt Anhang systematisch checkt (Amateur und nicht Profi, letzteren fehlt meist die Liebe und fast immer die Zeit). Meinem Gefühl nach hast Du schon zuviel Zeit und Geld mit "Trial and Error" verbraucht.

Viel Glück

Günter

Verfasst: 28. Aug 2003, 18:06
von k.plenio
Hallo,

bitte Vorsicht:
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Am einfachsten prüft man den Thermostat, indem man ohne fährt - was im Sommer kein Problem sein soll.<HR></BLOCKQUOTE>

Wenn man ohne fährt wird der Durchlass zu groß, die Fließgeschwindigkeit sinkt und der 4. Zylinder wird nicht mehr richtig gekühlt.
Es gibt ein sleeve (eine Blende ), was an Stelle des T. eingesetzt wird um die Strömungsgeschwindigkeit im Kühlmittelkreislauf aufrecht zu halten.

Gruß
karsten
MGCC&MGDC

Verfasst: 28. Aug 2003, 18:12
von jupp1000
Peter
wie steht's denn mit Garantie durch den "Motorspezialisten". Eigentlich ist das doch sein Problem.

@Günter,

ich bin völlig Deiner Meinung. Ich hatte fast die gleichen Probleme wie Peter, aber mit neuer Kopfdichtung, gereinigten Wasserkanälen und richtig eingebautem Temparaturfühler des Kenlows ( er verschloss fast völlig den Eingang zum Kühler) ist der Motor thermisch gesund und der Kenlow springt nicht mehr an.
Es gab ja diesen Sommer reichlich Gelegenheit
die Temparaturfestigkeit (von Mensch und Maschine) zu testen.
War es in Österreich auch so heiß??

Gruß
Heinz #1565

Gruß
Heinz #1565

Verfasst: 29. Aug 2003, 15:55
von Peter Goebel-Vollerthun
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die zahlreichen Anregungen. Bei meinen vorangegangenen Restaurierungen habe ich immer alle Motoren selber gemacht (neben englischen Autos hauptsächlich italienische Motorräder), aber diesmal hatte mir Carpoint ein sehr günstiges Angebot auf der Techno-Classica gemacht: Mein Originalmotor, der noch nie überholt war, wurde nach England geschickt und komplett überholt für 2000,-DM. Das Problem ist leider, dass dies bereits 6 Jahre her ist. Ich hatte den GT anschließend weggestellt, weil ich erst einige andere Projekte zu Ende gebracht habe. Nun weiss ich natürlich nicht, ob die Garantie noch gilt. Ich denke auch, dass man das Problem in den Griff bekommen kann, denn der Motor läuft ansonsten sehr schön und ist auch trocken (bisher). Dass es gefährlich ist, den Motor ohne Thermostat zu fahren, habe ich auch schon von anderer Stelle gehört und habe probeweise den Adapterring anstatt Thermostat eingebaut, leider ohne Änderung. Am Wochenende werde ich die Wasserpumpe ausbauen und kontrollieren, danke für diesen Tipp. Die Federn des Verteilers werde ich mir auch noch einmal vornehmen, falls alles nicht hilft, nehme ich den Kopf runter.
Ich halte Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden und wünsche ein schönes Wochenende.

Peter

Verfasst: 1. Sep 2003, 10:05
von Peter Goebel-Vollerthun
Kaum zu glauben, es war die falsche Wasserpumpe !!!
Ich habe am Wochenende die Wasserpumpe ausgebaut und gegen ein anderes Fabrikat getauscht; siehe da es funktioniert problemlos ! Die Wasserpumpe, die ich ursprünglich eingebaut hatte, habe ich bei Kestel in Neuss gekauft, das Schaufelrad ist aus Stahlguss und sieht aus wie ein Turbinenschaufelrad. Die Pumpe, die ich nun eingebaut habe, verfügt über ein Schaufelrad aus Blech mit abgekanteten Flügeln, von der Optik ähnlich dem Lüfter an der Lichtmaschine. Wenn man nun in den Kühler schaut, kann man eine kräftige Umwälzbewegung erkennen, vorher stand das Wasser fast ! Ich habe den Motor ca. eine halbe Stunde laufen lassen und bin einige Kilometer gefahren, der Zeiger blieb in der Mitte. Speziell Dir, Günter, vielen Dank für Deinen Riecher !!!

Verfasst: 1. Sep 2003, 13:33
von Josef Eckert
Es freut mich, daß ich nicht daneben lag mit meiner ersten Diagnose.
Gruß

Josef