MG Rover steht vor der Zerschlagung
[Von ftd.de, 22:23, 11.04.05]
Der zahlungsunfähige britische Autohersteller MG Rover steht vor der Zerschlagung, die Chancen für den Erhalt als Ganzes stehen "eins zu einer Million". Für einzelne Unternehmensteile gibt es bereits Interessenten.
Das sagte Insolvenzverwalter Tony Lomas am Montag bei einer Pressekonferenz: "Übers Wochenende gab es zahlreiche Anfragen." Doch keiner der Interessenten wolle Geld investieren, um die Autoproduktion in Longbridge aufrechtzuerhalten. Damit wird die Rettung des traditionsreichen Autowerks nahe Birmingham, das einmal zu den größten der Welt zählte, unwahrscheinlicher. 6000 Arbeiter bauten dort bis zum Freitag Autos der Marken Rover und MG. Seither ruht die Produktion.
SAIC hat kein Interesse mehr
Der chinesische Autobauer Shanghai Automotive (SAIC), bis Donnerstag vergangener Woche in Übernahmeverhandlungen mit MG Rover, hat kein Interesse mehr, "solange MG Rover unter Zwangsverwaltung steht", hieß es am Montag aus Shanghai. SAIC scheut das Risiko, nach einer Rover-Übernahme Pensionsverpflichtungen und Schulden des letzten in britischer Hand befindlichen Autobauers übernehmen zu müssen. Auf einer Belegschaftsversammlung am Montagmorgen wurde den Rover-Arbeitern von Gewerkschaftsführern kaum noch Hoffnungen gemacht auf eine Rettung von MG Rover. Der Generalsekretär der Automobilgewerkschaft, Tony Woodley, sagte: "Es gibt noch eine Chance. Aber sie ist sehr klein. Eins zu eine Million." Auf der nicht öffentlichen Versammlung machten die Gewerkschafter der Belegschaft klar, dass ihre Arbeitsplätze einzig von SAIC gerettet werden können. "Sie sind die einzigen Spieler auf dem Feld", sagte Derek Simpson, Generalsekretär der Gewerkschaft Amicus. Die finanzielle Situation bei MG Rover ist schon seit Monaten angespannt. So sah sich der Autobauer im vergangenen Jahr gezwungen, das hochprofitable Ersatzteilgeschäft an Caterpillar Logistics zu verkaufen. Auch die Rechte an den beiden Rover-Modellen 25 und 75 und den Motoren wurden bereits verkauft. Sie gingen für 67 Mio. £ an SAIC, das ist etwa ein Zehntel der ursprünglichen Entwicklungskosten. "Wir haben aber vereinbart, dass wir die Rechte an den Fahrzeugen zum gleichen Preis zurückkaufen können", sagte ein Rover-Sprecher.
Regierung greift MG Rover kurzfristig unter die Arme
Doch die Mittel dazu hat das Unternehmen längst nicht mehr: Die britische Regierung greift MG Rover mit einem kurzfristigen Kredit von 6,5 Mio. £ (9,4 Mio. Euro) unter die Arme, damit in dieser Woche die Löhne weitergezahlt werden können. Die EU-Kommission machte gestern klar, dass ein solcher Überbrückungskredit genehmigt werden könne. Den Insolvenzverwaltern zufolge macht MG Rover pro Monat zwischen 20 und 25 Mio. £ Verlust. Zur Deckung der Verluste sei auch das Geld verwendet worden, das BMW 2000 mit der Trennung von MG Rover dem Unternehmen mitgegeben habe, sagte ein Rover-Sprecher. Das Phoenix-Konsortium, das Rover für 10 £ kaufte, bekam als unverzinstes Darlehen 427 Mio. £. Doch schon im ersten Jahr nach der Trennung verlor MG Rover rund 400 Mio. £.
"Gierige, hungrige Bastarde".
Die sichtlich erregten Arbeiter in Longbridge, Geburtsstätte der längst untergegangenen Marke Austin, machen auch fünf Jahre nach der Trennung noch immer BMW für die Situation verantwortlich: BMW hätte sich die besten Teile von Rover herausgepickt, den Mini und Land Rover. Der Rest sei nicht überlebensfähig gewesen, so ein verbitterter Arbeiter. Land Rover wurde an Ford verkauft. Den Mini baut BMW unter eigener Regie in Oxford. Die Marke Rover gehört ebenfalls BMW. Nur über die Marke MG können die Briten frei verfügen. Unter jubelndem Applaus der Belegschaft beschimpfte ein Gewerkschafter am Montag die Eigentümer von MG Rover, eine Gruppe von vier britischen Finanziers, als "gierige, hungrige Bastarde". Die vier neuen Chefs hätten sich insgesamt etwa 40 Mio. £ an Gehalt, Boni und Rentenansprüchen ausgezahlt.
Deutschland: Ersatzteilversorgung gesichert
Von Guido Reinking Zahlreiche Rover- und MG-Fahrer, aber auch besorgte Händler haben am Montag in der Zentrale von MG Rover Deutschland in Neuss angerufen. Dort bemüht man sich um Schadensbegrenzung. Deutschland gehört zu den größten Exportmärkten des letzten Autoherstellers in britischer Hand. Während Rover zu BMW gehörte, wurden hier Tausende Fahrzeuge als Firmen- und Jahreswagen zugelassen, die nun oft genug als Schnäppchen auf dem Gebrauchtwagenmarkt stehen. Die Ersatzteilversorgung dieser Fahrzeuge sei gesichert, sagte eine Sprecherin von MG Rover. Denn bereits im vergangenen Jahr habe Caterpillar Logistics das Teilegeschäft von MG Rover gekauft und führe es nun unabhängig. Damit wäre die Ersatzteilversorgung auch dann gewährleistet, wenn MG Rover geschlossen würde. Der Verkauf von Neuwagen könne noch für rund einen Monat aufrechterhalten werden, heißt es in der Deutschlandzentrale. Dann sei der vorhandene Bestand an Rover- und MG-Fahrzeugen aufgebraucht. Deutschlandchef Jürgen Voss legt Wert auf die Feststellung, dass die deutsche Tochtergesellschaft nicht insolvent ist: "Die MG Rover Deutschland GmbH ist bis zum heutigen Tage allen Verbindlichkeiten ordnungsgemäß und pünktlich nachgekommen", sagte Voss.
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Soviel zum Thema. In acht Wochen gibt es dann die allerletzten MG ZT-T sehr sehr günstig zu kaufen, und dann ist wohl endgültig Schluß.

Joerg
[Dieser Beitrag wurde von Jörg Hüsken am 12.04.2005 editiert.]