Kolbenfresser nach Motorüberholung

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bruno
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Kolbenfresser nach Motorüberholung

#1

Beitrag von bruno » 11. Aug 2016, 03:46

Nun habe ich einen depremierenden Anlass zu schreiben:
Nach ca. 3000 km seit der Komplettüberholung des Motors meines C machte dieser nach einer kuurzen Autobahnfahrt klackernde Geräusche, drehzahlabhängig und lauter unter Last. Nachdem ich Ventile ausgeschlosse habe, war der erste Gedanke - Pleuellager. Also: Ölwanne abgeschraubt und das Ganze zum Instandsetzungbetrieb, der den Motor bearbeitet hat, befördert.
Die Zapfen und die Lagerschalen sind maßhaltig, Letztere haben aber deutliche Schleifspuren aber nicht über die ganze Fläche. Aber daher kann das Klappern nicht kommen!
Schließlich werden im 5. und 6. Zylinder Spuren eines Kolbenfressers entdeckt. Die Kolben lassen sich im Zylinder deutlich kippen (im 5. und 6.) und daher soll das Geräusch kommen.
Und ich hatte die Hoffnung, dass vielleicht nur die Zapfen auf ein falsches Maß geschliffen wurden.

Also, Schock überwunden und frage nach der Ursache.
Der Betrieb vermutet den Fehler in der Ölversorgung. Mir fällt dies noch schwer zu glauben, denn der Motor hatte vor der Überholung nur Verschleiß, keinen Schaden, die Ölpumpe habe ich geprüft und es passt sowahl zwischen Ring und Gehäuse als auch zwischen dem "Propeller" und dem Ring, max ein 10er Fühlerblatt.
Einem Bekannten fiel auf, dass die Zapfen der Kurbelwelle nicht 100% glatt seien, also seiner Meinung nach nicht poliert wurden. Mit dem Endoskop sieht man im 5. und 6. Zylinder deutliche Schrammen.

Ich bin verzweifelt! Abgesehen von der Vorstellung, dass der Motor nochmal raus muss, bleibt die Frage nach der Ursache. Ich bin für alle Tipps und Anregungen dankbar.
Es schwirrt auch immer noch die Sorge im Kopf rum, dass beim Bearbeiten von Block und Welle Fehler gemacht sein könnnten.
Grüße

MBL546E

Re: Kolbenfresser nach Motorüberholung

#2

Beitrag von MBL546E » 11. Aug 2016, 07:33

Bruno,
aus der Ferne lassen sich solche Schäden nur sehr schwer diagnostizieren und eher nur vermuten denn objektiv einschätzen.

Ein seriöser und erfahrener Motorbaubetrieb sollte aber anhand von Sichtprüfungen UND Messungen Ursachen von Folgeschäden aussortieren können.

In deinem Fall gehen meine Überlegungen, auch anhand eigener Erfahrungen, eher in nachfolgende Richtung:

- Kolbenbolzenlagerung schwergängig
- Pleuel nicht ausgewinkelt
- Zylinderbohrung nicht maßhaltig/unrund/oval/bauchig gehont ---> Laufspiel variiert
- Kolben nicht maßhaltig
- Laufspiel der betroffenen Kolben nicht korrekt durch unterschiedliche Kolben- oder Zylindermaße
- Einbringung von Schmutz beim Einbau der Kolben
- Einbaufehler/Beschädigung der Kolbenringe beim Kolbeneinbau
- Stoßspiel Kolbenringe groß genug ?
- mangelnde/fehlende Freigängigkeit von Kolbenringen in der Nut durch Schmutz oder
Bearbeitungsfehler der Ringnut bei Herstellung
- falsche Einlauf-/Einfahrmethodik
- wenn Kolbenbolzen exzentrisch in Kolben: falsche Kolbeneinbaurichtung möglich ?

Wie gesagt: Bei solchen Schäden ohne Totalschaden lässt sich zu 99,9℅ die Herkunft herleiten.
Deiner Beschreibung nach ist vorerst die Ölversorgung der eher unwahrscheinlichere Grund.

Das Tragbild aller Gleitlager und der übrigen Kolben spricht eigentlich bei solchen Schäden eine leise, aber deutlich vernehmbare Sprache, wo es im Argen liegen könnte. Das und die Einbringung bzw. Rückstände von Bearbeitungsschmutz gehen in die Richtung deiner Bedenken zu Block/Welle.

Ich bevorzuge es stets bei einer anstehenden Motorüberholung den betreffenden Motor/Spendermotor höchstselbst zu zerlegen, denn beim Zerlegen erzählt jedes Bauteil eine Geschichte. Und man erkennt, wo bisherige Probleme bestanden haben. Man muß aber zuhören können.

Du solltest die zerlegten Einzelteile evtl. zusätzlich von einer externen, unabhängigen Person begutachten lassen.

Ein paar (aussagekräftige!) Bilder würden hier und jetzt deutlich helfen, dich auf eine zielführende Suchrichtung zu lenken.

Eines sollte aber völlig klar sein: Der Motor MUß wieder raus und nochmals KOMPLETT bis in die letzte Schraube zerlegt werden. Alles andere wird ansonsten in (teurem) "Russisch Roulette" enden !

Du kannst mich auch gerne per PM kontaktieren und anschließend telefonisch, falls gewünscht, konsultieren.

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Rule Britannia
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Re: Kolbenfresser nach Motorüberholung

#3

Beitrag von Rule Britannia » 11. Aug 2016, 12:50

Moin Bruno,

ja, nicht schön bei einem frisch überholten Motor. Ich kann mich mit allem meinem Vorredner nur anschließen. Wir hatten gleiches mal, Gottseidank nicht bei meinem, aber bei dem 3.8er XK-Motors meines Kumpels. Aus Gewährleistungsgründen würde ich zur Prüfung/Zerlegung des Motors unbedingt einen unabhängigen Motorspezialisten hinzuzuziehen, damit Du nicht auf den Kosten hängen bleibst. Zu wenig Öl in der Ölwanne oder fehlendes beim Schmieren zu behaupten ist einfach und das schließt Du ja auch anhand der noch guten Ölpumpe aus. Zu einem Kolbenkipper, also kurzeitigem Fressen der besagten Kolben, denke ich auch zuerst an falsche Tolleranzen oder Verunreinigungen, was dann zum Fressen bei heißem Motor auf der Autobahn führte. Zumal hast Du ja die ersten Riefen gefunden, wo keine sein dürften...

Viel Erfolg.
Gruß
Frank

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Günter Paul
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Re: Kolbenfresser nach Motorüberholung

#4

Beitrag von Günter Paul » 11. Aug 2016, 14:01

[quote="bruno" Also: Ölwanne abgeschraubt und das Ganze zum Instandsetzungbetrieb, der den Motor bearbeitet hat, befördert.

Es schwirrt auch immer noch die Sorge im Kopf rum, dass beim Bearbeiten von Block und Welle Fehler gemacht sein könnnten.
Grüße[/quote]

Warum macht dir das Sorgen , wenn es denn ein Fehler der Firma , des Motorinstandsetzungbetriebs ist , dann bist du doch noch in der Gewährleistung ?
Also ich denke auch , wenn es eine offizielle Arbeitsbeauftragung war , kommt das übliche Procedere , Schadensmeldung schriftlich , Korrekturmöglichkeit durch den Auftragnehmer gegebenenfalls zuvor mit Einschaltung eines Gutachsters , sollte es nicht laufen mit Anwalt .

Aber , Bruno , ich kann in etwa nachempfinden , wie du dich fühlst , wir hatten doch vor kurzen noch deinen netten Beitrag über den Kleinen im Urlaub und jetzt so etwas ...

Alles Gute und viel Erfolg in der Abwicklung .
Gruß
Günter
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Re: Kolbenfresser nach Motorüberholung

#5

Beitrag von Ralph 7H » 11. Aug 2016, 15:26

Hallo Bruno,

dumm gelaufen und mein Beileid.

Möglichkeiten die zum Schadensbild führen sind vielfältig. Darius hat dich dazu bereits informiert.
Was mir noch dazu einfällt sind wenige weitere Punkte:

Block unvorsichtig auf dem Bohrwerk aufgespannt und schlecht ausgerichtet.
Sicherungsringe der Kolbenbolzen ungenügend gut eingebaut.
Kolbenring Stoßmap nicht geprüft.

Riefen in den Wellenlagern überholter Motoren nach wenigen TKM, sind ein Zeichen mangelnder Erfahrung des Instandsetzers. Sowas passiert nur dann, wenn der Block und alle rotierenden und oscilierenden Teile des Triebwerks nicht pedantisch gereinigt werden, bevor die Montage erfolgt. Selbst 'belangloses' Planen des Zylinderkopfs kann, ohne entsprechend großzügige Reinigung, solche Folgen nach sich ziehen.
Einen MG-Motor zu überholen ist eine etwas andere Herausforderung als der Umgang mit aktueller Großserientechnik.
Ich habe einmal einen MGB-Motor bei der Firma Meurers aus Mönchengladbach bohren und honen lassen. War eine Empfehlung eines MG-Kollegen, der sich heute mit dem verschachern alter Porsche beschäftigt und gerne kontakte zur MG-Szene meidet...
Das Ergebnis der 'Bemühungen' dieser Zylinderschleiferei war eine Katastrophe! Es wäre erst später aufgefallen, wenn ich nicht auch dort damals, wie sonst auch stets darauf bestanden hätte den Block mit eingebauter (neu gelagerter) Kurbelwelle zurück zu geben. Die Lagergasse musste neu gespindelt werden, wieder neue Lager und pedantische Reinigung. Trotzdem hatten diese unfähigen Halbamateure nicht mal die Fähigkeit die neuen Ventilführungen auf Maß aufzureiben.
Hoffe, Bruno, du bist nicht an einen vergleichbaren in Stand Setzer geraten.

Wenn die Gewährleistung noch nicht abgelaufen ist: Gutachter zur Schadensfeststellung und Fehleranalyse beauftragen. Block neu einrichten, bedarfsgerecht ausbüchsen und neu bohren und honen. KW auf Schlag prüfen, Pleuel prüfen und winkeln, betroffene Kolben erneuern: Grundreinigung eingeschlossen, vor den Arbeiten und danach (Stopfen aus den Ölkanälen entfernen, anschließend erneuern!
Bei abgelaufener Gewährleistung: Gut funktionierenden MGC oder Austin 3 Litre aus England besorgen und einbauen.

Safety Fast !

Ralph

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