US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG und andere britische Fahrzeuge ist hier die Hauptsache.

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David Loszynski
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US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#1

Beitrag von David Loszynski » 30. Nov 2020, 16:06

Liebe Mitmitglieder!

Mal eine Frage für die Historiker unter Euch:

Ich habe mir jetzt doch für meinen MGB Mk I mal vom British Motor Museum ein Heritage-Zertifikat mit einem Auszug aus den Herstellerakten besorgt. Das hat doch - zumindest für mich - erstaunliches zutage gefördert. Dass die Angaben im (irgendwann mal nacherstellten) Fahrzeugbrief ("Baujahr 1961..." :?) nicht stimmen konnten, lag schon immer auf der Hand. Anhand der Fahrgestellnummer hatte ich mein Schätzchen nach den bekannten Listen (zB bei Clausager) gedanklich immer in die zweite Hälfte des Jahres 1962 einsortiert. Jetzt entnehme ich dem Auszug aus den Herstellerunterlagen, dass es sich bei meinem Fahrzeug offenbar um eine am 18.12.1962 in Abingdon vom Band gelaufene Nordamerika(!)-Ausführung handelt, Erstauslieferung allerdings an einen Händler in Deutschland. Ursprünglich bereits u.a. mit Lenksäulenzündschloss (ich hatte das bisher immer als späteren Umbau eines der Vorbesitzer eingeordnet) anstelle des üblichen Zündschlosses im Armaturenbrett. Weiß jemand etwas dazu? Gab es ggf. 1962 noch keine spezielle Ausführung für den deutschen/kontinentaleuropäischen Markt oder entsprachen die frühen deutschen Erstauslieferungen generell den US-Ausführungen?

Würde mich freuen, wenn jemand weitergehendes Wissen dazu mit mir teilen könnte.

Danke im Voraus!

David

Josef Eckert
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#2

Beitrag von Josef Eckert » 30. Nov 2020, 16:21

Hallo David,
ich vermute etwas anderes. Neufahrzeuge für Angehörige der US Strreitkräfte hier in Deutschland wurden meistens in der US-Ausführung ausgeliefert, da das Fahrzeug nach der Dienstzeit hier in Deutschland von dem GI normaleweise in die USA überführt wurde. Ich gehe davon aus, das der Wagen an einen US Besatzungssoldaten hier in Deutschland verkauft wurde.
Gruß
Josef

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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#3

Beitrag von andreas.clausbruch » 30. Nov 2020, 17:11

Hallo Josef,
erklärt das auch die Position des Zündschlosses?
Octagonale Grüsse Andreas

David Loszynski
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#4

Beitrag von David Loszynski » 30. Nov 2020, 17:29

Josef Eckert hat geschrieben: 30. Nov 2020, 16:21 Hallo David,
ich vermute etwas anderes. Neufahrzeuge für Angehörige der US Strreitkräfte hier in Deutschland wurden meistens in der US-Ausführung ausgeliefert, da das Fahrzeug nach der Dienstzeit hier in Deutschland von dem GI normaleweise in die USA überführt wurde. Ich gehe davon aus, das der Wagen an einen US Besatzungssoldaten hier in Deutschland verkauft wurde.
Gruß
Josef
Hallo Josef,

vielen Dank für die erste Einschätzung. Das klingt für sich genommen plausibel. Jetzt hatte ich - natürlich - vergessen, zu erwähnen, dass aber interessanterweise in der werksseitigen Konfiguration lt. Herstellerunterlagen u.a. auch ein km/h-Tachometer enthalten war, kein m/h-Tachometer (obwohl einer meiner Vorbezitzer dann offenbar mal einen Meilenzähler eingebaut hatte). Das würde eher gegen die These vom GI-Fahrzeug, das später hätte mit nach Hause genommen werden sollen, sprechen, oder?

Gruß

D.

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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#5

Beitrag von Meenzerbub » 30. Nov 2020, 17:32

Hallo David,

hab mal hier nen Auszug v. Clausager....bezüglich des Schlosses :roll: :mrgreen:
mgb-zündschloß.jpg
Grüße vom alde Mann, Michel
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Grüße vom Michel, Meenzer und RENTNER ;-)
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# 2039

Josef Eckert
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#6

Beitrag von Josef Eckert » 30. Nov 2020, 17:44

Hallo David,
Hatte der Wagen die Rückleuchten mit roten Blinkern?
Wenn nicht, dann deutet es doch vermutlich auf einen Fehler im Heritage Certificate hin. Vermutlich wird im "Build-Book wo alle Daten erfasst sind nicht zwischen Amerika-Ausführung und Linkslenker unterschieden. Da wurde dann Linkslenker = Amerikaausführung ins Certificate geschrieben. Hake nochmal nach und frage dort an, ob das wirklich Amerika-Ausführung war oder doch "Deutsche Ausführung". Das würde dann auch das zusätzlichhe Lenkradschloss erklären was für den deutschen Markt Vorschrift wurde.
Fehler kommen im Archiv bei der Ausarbeitung der Certificates öfters vor. Ich hatte auchh bei zwei Autos Falschangaben, die ich dann korrigieren ließ. Bei mir war es Linkslenker statt Rechtslenker und Scheibenräder statt Speichenräder.
Gruß
Josef

David Loszynski
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#7

Beitrag von David Loszynski » 30. Nov 2020, 17:54

Hallo Josef,

zur Blinkerfarbe gibt es im Zertifikat keine Angabe. Aktuell hat er gelbe und wenn ich mir die teilweise dokumentierte Restaurierungshistorie ansehe, dann waren die auch immer so. Das mit der Gleichsetzung von LHD und Amerikaausführung klingt für mich auch nachvollziehbar. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es da in GB zu Fehlern kommen könnte..

Danke für die Mühe!

Heinz.D
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#8

Beitrag von Heinz.D » 30. Nov 2020, 18:02

Hallo David,
An welchen Händler wurde der Wagen geliefert?
Gruß Heinz

David Loszynski
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#9

Beitrag von David Loszynski » 30. Nov 2020, 18:07

Heinz.D hat geschrieben: 30. Nov 2020, 18:02 Hallo David,
An welchen Händler wurde der Wagen geliefert?
Hallo Heinz,

das lässt sich dem Zertifikat leider nicht entnehmen. Da steht nur "Dealer in Germany"...

Heinz.D
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#10

Beitrag von Heinz.D » 30. Nov 2020, 18:37

Schade, ich suche einen Engländer, der in den 60er bis spätere 70ern in Mannheim MGs an amerikanische Kunden verkaufte und reparierte. Ich besuchte in 78, weil er US-Versionen umrüstete und in Deutschland zuließ.
Gruß Heinz

Jörn-M.
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Re: US-Ausführung als Erstauslieferung in Deutschland..?

#11

Beitrag von Jörn-M. » 21. Dez 2020, 09:37

Interessante Diskussion. Mein 64er B ist laut BMIHT auch ein "North American Export" Modell, war allerdings nie in den USA, sondern wurde wahrscheinlich auch an einen US-Soldaten ausgeliefert.
Baudatum ist der 19.-23.6.1964, Auslieferung erfolgte am 24.6., Erstzulassung im deutschen Brief war der 30.11.1964.
Allerdings hatte der alte Kfz-Brief, als ich den Wagen 1978 kaufte, keine Schlüsselnummern für Typ und Hersteller eingetragen, sondern nur Nullen. Das läßt mich vernuten, dass er per Einzelabnahme zugelassen wurde.
Der Wagen hat das Neumann-Zündschloss an der Lenksäule und hatte gelbe Blinkergläser.

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