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Erfahrungen mit US Tuning Nockenwellen und Kolben?

Verfasst: 22. Dez 2010, 17:40
von Roni
Bei meinem MGB steht nun definitiv eine längst überfällige Überholung des Fast-Road-Motors an. Leider hatte ich damals wohl den falschen Mitarbeiter des Bücher schreibenden Tuning-Gott erwischt. Der Kopf ist top, der Rest war ein Flop. Über die Qualität seiner Teile/Arbeit lässt sich mit einem Gott nur schwer diskutieren und ausserdem ist er etwas weit weg um ihm den Mist vor die Füsse zu knallen.

Jetzt nach nur 20'000km ist es Zeit den Motor diesmal teilweise selber mit Hilfe eines präzise arbeitenden Motorenbauers zu machen.

Da der Motor bereits damals in England auf .060 aufgebohrt wurde, versuche ich mit .080 (1892ccm) klar zu kommen. Hier gibt es zwei mir bekannte Schmiedekolben.
Die von JE Pistons, die man auf Mass z.B bei Cambridge Motorsport bestellen kann und betreffend der etwas zu hohen Kompression etwas nacbearbeitet werden müssen, oder die P-1900 Kolben von http://www.aptfast.com. JE gibt ein Laufspiel von 75 Tausendstel an, was für ein Strassenfahrzeug das nur ganz selten zum Spass auf einem Rundkurs bewegt wird einen akzeptablen Ölverbrauch ergeben sollte. Ansonsten sind mir noch die 1892er Gusskolben von Limora aufgefallen. Über das effektive Gewicht der Kolben habe ich noch keine Auskunft gefunden.
Hat jemand betreffen Kolbenwahl in der Übergrösse von .080 Erfahrungen, Anregungen oder Empfehlungen?

Mit der Nockenwelle ist es auch nicht einfach die richtige Wahl zu treffen. Ich hatte schon Probleme mit Piper Wellen betreffend Langlebigkeit (war eventuell kein Neuteil sondern nur überholt) und habe mich deshalb auch auf der anderen Seite des Teichs umgesehen. Die VP12 Welle von APT erscheint für meinen Zweck passend zu sein, da sie zwischen der Piper BBP270 und BBP285 zu liegen scheint. In den USA scheint sie zusammen mit den gehärteten Stösseln Qualitativ etwas vom Besten zu sein. Hat jemand schon Erfahrungen gemacht?

Und hat jemand schon ein leichtes Alu-Schwungrad von Fidanza verbaut? Die sind ja nur 4,5 kg schwer. Das ist ja nur halb so schwer wie das Originale. Es gibt aber drüben viele Leute die behaupten man merke beim MGB unten heraus kaum was davon, da bei diesem Motor auch dann noch die Schwungmassen noch enorm (gross genug) seien.
Hat jemand schon mal sein originales Schwungrad für den Strassenbetrieb zu sehr erleichtert, oder sogar Erfahrungen mit dem Fidanza Teil?

Vielen Dank für eure Meinungen
Roni

Re: Erfahrungen mit US Tuning Nockenwellen und Kolben?

Verfasst: 22. Dez 2010, 20:14
von Ralph 7H
Hallo Roni,

viele Fragen auf einmal. Leder weiß ich nichts über deinen Block, würde aber einen 18V von 1971 oder '72 mit der originalen KW suchen und den dann wieder auf 1868 (+.060) bohren. Diese Bohrungsgröße ist bekannt für ihre überragende Bissigkeit, bei weiteren Übermaßen wird geringfügig mehr Drehmoment erzeugt, die Motoren fühlen sich aber im Straßentrimm (NW/Vergaser/Auspuff/Zündanlage) nicht mehr so agil an.
Die Kolbenwahl ist in gewisser Weise -und so wie du dir die Nutzung vorstellst- nicht so kritisch. Die Nockenwellen, die in Frage kommen, fallen ab 6000 UpM sowieso so stark ab, dass hier auch Gusskolben o.k. sind, weil man selten an 6500 kratzt. County bietet die 1868er auch als Flat Top an, eine Wahl, die ich immer wieder treffen würde.
Beim Schwungrad kann man etwas Gewicht abdrehen aber in Grenzen, sonst wird er im unteren Drehzahlbereich zur Qual.
Deutliche Vorteile bringen erleichterte Pleuel bei dieser KW. Natürlich ist exaktes Auswiegen aller oszillierenden Teile nötig, Feinwuchten der rotierenden Massen ebenso.
Bei den Piper-Wellen sollte nicht gespart werden. Nimm eine vom blank und keine aufgearbeitete!
Eine gute Kombination mit den Flat Tops ist die 285/2, die nicht in der Liste steht. Tatsächlich eine scatter cam mit 292° Einlass und 285° Auslass. Der Einbau erfolgt mit verneer gear und Messuhr. Die light wight Stößel von Moss haben dafür die richtige Härte. Bei den Ventilfedern ist Zurückhaltung geboten. Nur so fest wie nötig einbauen, die bis 7000 sind da die Grenze.
Bei der Montage hat sich Grapit-Montagespray aus dem Maschinenbau als herausragend erwiesen. Man spart sich zwar nicht die Einlaufprozedur während der ersten halben Stunde und einfahren muss man die Maschine auch noch, aber dann hält die Mimik auch.
Bei meinem verwende ich LM 10W40 MoS2 und habe damit keine Schwierigkeiten.
Hope this helps

Gruß vom Niederrhein

Ralph

Re: Erfahrungen mit US Tuning Nockenwellen und Kolben?

Verfasst: 22. Dez 2010, 23:50
von Roni
Hallo Ralph

danke für deine Antwort. Ja, es sollte ein 71er Block sein. Weisst du wie man Block und KW genau identifizieren kann?

Für die angestrebte +.080 Bohrung gibt es mehrere Gründe:
1.) Wenn möglich, möchte ich diesen Block beibehalten. Wenn nich, Büchsen rein und wieder auf die alten bewährten +0.060
2.) Noch Grösser möchte ich aus diversen bekannten Gründen auch nicht gehen.
3.) Ich möchte den Kopf noch im Brennraum im Bereich des Einlass-Ventils minimal nachbearbeiten. Damit Damit mein Plan aufgeht, kommt mir die etwas grössere Bohrung entgegen.
4.) Eine normale Payen Kopfdichtung sollte perfekt passen.

Bei den Pleueln muss ich auch erst sehen, was zum Vorschein kommt. Entweder kann diese bereits erleichterten späten 18V Pleuel wiederverwenden, indem ich sie auswiege, poliere und zum Auswinkeln gebe.
Oder ich leiste mir entsprechend teure H-Beam, wobei Carillo mir doch zu teuer und für meinen Zweck zu edel sind.

Ich dachte von den Scatter Pattern Nockenwellen sei man für den Strassenbetrieb wieder abgekommen, da diese nur bei einem gewissen hohen Gasdurchsatz/Drehzahlen etwas bringen und sich im unteren und mittleren Drehzahlbereich eher negativ auswirken.

Die Kurbelwelle ist ist feingewuchtet und der Motor dreht im oberen Drehzahlbereich traumhaft schön. Der Motor hatte auch nach dem Einfahren mit den HIF4 Vergasern und noch ohne Fächer auf der Rolle nette 99,7 Pferde, bis dann einige Wochen später ein Froststopfen herausflog, die Stössel Pitting haten und die Piper Welle eingelaufen war... dann folgte eine lange Geschichte mit unbefriedigendem Ende.

Der Motor saut seit er zurück ist beim hinteren Simmering Öl raus. Er verbrennt Öl. Die Kompression ist zu tief. Öldruck ist im Standgas eher hoch und bei normaler Drehzahl zu tief. Kerzen sind in der Mitte Rehbraun und aussen pechschwarz. Leistung hat er im unteren bis mittleren Drehzahlbereich nur verloren. Die Leistung war nach der Garantiereperatur nie mehr die Selbe und es ist trotz angeblicher 285er Nocke ein seltsam ruhiger Rundlauf bei 800 U/min einzustellen. Die KW hat ein grosses Axialspiel von 1,1 mm! Was die Gründe sind, weiss ich wohl erst wenn ich ihn zerlegt habe und sehe was zum Vorschein kommt. Ich hoffe es ist nicht alles für die Tonne. Sicher ist, dass ich ein neue grössere Kolben brauche, denn die Zylinderwände habe Laufspuren, die bei der Garantiereparatur einfach überhohnt wurden und ein viel zu grosses Laufspiel in Kauf genommen wurde.

Danke für den Tipp mit dem Graphit-Montagespray!

Grüsse aus Zürich
Roni