MGDC-Forum

Hallo alle zusammen,

einige von euch haben ja bereits diverse MGA restauriert. Wie sah es mit den Kosten für eine Lackierung aus, was habt ihr dafür so bezahlt / kalkuliert?
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das Oldtimerbesitzer in der heutigen Zeit einen pauschalen Aufschlag bezahlen müssen, da es sich um einen Oldtimer handelt. Und hier anscheinend viel einfaches Geld zu verdienen ist, da Oldtimerbesitzer oft auf dem Standpunkt stehen, was nix kostet, taugt auch oft nicht viel.
Sicherlich kann man das nicht pauschal sagen, da jeder MGA anders ist. Aber ich finde Preise (brutto) von rund 9000 Euro schon echt happig, wenn man bedenkt, das nicht einmal ein Dach und eine Bodengruppe vorhanden ist und das Auto auch nicht gerade die Länge eines amerikanischen Straßenkreuzers hat. Zumal unser MGA komplett rostfrei, zerlegt und blank gestrahlt dem Lackierer geliefert wird.
Karosseriearbeiten wie Ausbeulen und Aufzinnen haben wir selber erledigt. Die Spaltmaße sind absolut in Ordnung.
Meiner Meinung nach darf das (brutto) nicht mehr als 6000 Euro kosten.
Wie können da solche Preie entstehen?

Grüße,
Holger

Hallo,
je nach Quailtät der Vorarbeiten sind 6000 € schon realistisch. Nur die meisten Lackierer vertrauen nicht auf fremd erbrachte Vorarbeiten. Da im Zweifel im Reklamationsfall der Streit beginnt.
Gruß
Johannes

Es beruhigt mich, wenn ich mit meiner groben Einschätzung jetzt nicht komplett daneben liege.
Natürlich ist das mit fremden Vorarbeiten immer so eine Sache, aber die angefragten Lackierer sehen ja das "nackte" Auto,
wo nichts unverdeckt unter Spachtelmasse etc. versteckt ist. Und der komplette Lackaufbau wird ja vom Lackierer erledigt.
Mag mir garnicht ausmalen, wenn auch noch die Kosten für das Ausbeulen und aufzinnen "on top" kämen.

Grüße,
Holger

Hallo Holger,
Ich bin näher bei den 9000 Euro als bei den 6000 Euro. Es ist auch relativ, was Du dafür bekommst. Ich habe in den letzten Jahren zwei MG A vergleichbare Autos (Austin-Healey 3000 und Daimler SP250) lackieren lassen und ich bin zufrieden mit 8000 bis 9000 Euro, die ich bezahlt hatte. Ich habe selbst in der Lackiererei mitgearbeitet (Kotflügel, Türen, Hauben anschrauben, abschrauben) und gesehen wieviel Stunden Vorbereitung (Schleifen, Feinarbeit) erforderlich waren.
Wenn Du es wellig magst, dann kann es günstiger werden. Nur bist Du dann mit dem Resultat zufrieden. Es ist nicht die Lackierung selbst die das Geld verschlingt, sondern die perfekte Vorarbeit. Und bei mir standen die Wagen jeweils fast ein Jahr in der Lackiererei, weil das Tagesgeschäft vorgeht, wo die Lackiererei schneller mehr verdienen kann, als an einem Oldtimer. Oldtimer lackieren machen die meisten Lackiereien nicht gerne, weil es ein Sche...job ist. Schleif mal 8 Stunden am Tag über viele Tage. Da gibt es Schöneres. Da muss man erst mal eine gute Lackiererei finden, die es macht.
Gruß
Josef

Hi, bei meinem letzten Lackierprojekt, war ein Coupé, sind 130 Stunden Arbeit erbracht worden.

Wenn es perfekt werden soll, dann müssen ja die Einzelteile grundiert, gefüllert, lackiert werden. Bei jedem der drei Arbeitsschritte zusammenbauen, schleifen, auseinander bauen, vorlackieren, Endlack, Klarlack.....

Ich habe hier Urlaub genommen und beim Zusammenbau und Demontage mitgeholfen.

Bei meinem Healey habe ich schon in den 90er Jahren DM 7.000,- bezahlt.

Beste Grüße
Manfred

Wow was für Preise
Wenn ich überlege vor 20 Jahren hat mein Mini komplett 1600DM gekostet und vor 10 Jahren mein C123 2300€
Ok alle Vorarbeiten selbst erledigt und der Lackierer hatte genug Zeit um sie als Lückenfüller zu nehmen.
Da würde ich eher mit der Farbrolle lackieren als 9000€ auszugeben

Ich halte 8-10 K mit Rechnung schon für realistisch. Und der "Aufschlag für Oldtimerbesitzer" ist in den Autos begründet, nicht im Besitzer. Einen Oldie perfekt zu lackieren benötigt perfekte und sehr aufwändige Vorarbeit, viel mehr als bei einem "normalen" Auto. Und da können bei nicht ganz perfekten Blechen und viel Schleif- und Zinnarbeit auch schnell 15 K fällig werden (nicht bei Deinem A, der ist ja schon vorbearbeitet). Aber gute Lackierung kostet echtes Geld, zumal auch noch das Material in den vergangenen 5-6 Jahren extrem viel teurer geworden ist....

Für mich ist auch der gute Lackzustand "DAS" Aushängeschild für einen Oldtimer. Ich würde einen fahrbereiten MG A nur mit sehr guter Lackierung kaufen. Der Technikzustand ist relativ unwichtig. Das kann man alles noch richten. Aber einen schlimmen Lack beheben bedeutet das Auto komplett zerlegen und wieder zusammenbauen. Und das geht nicht mal so über ein paar Winterabende und Wochenenden.
Also mein persönliches Fazit: 3000 oder sogar 5000 Euro mehr in eine richtig gute Lackierung investiert, ist gut angelegtes Geld bei einem MG A.
Gruß
Josef

1000 Dank erstmal für eure ganzen Antworten!

Ich finde aber immer noch, das steht in keinem Verhältnis zueinander, wenn ich 10.000 € für eine Lackierung bezahlen soll bei 80 Stunden oder mehr Aufwand.
Wir reden hier immerhin noch von einem kleinen Roadster ohne Dach, bei dem keine Concours-Lackierung gewünscht ist.
Er soll authentisch und echt rüberkommen und nicht plastisch glattgebügelt, denn das waren die damals auch nicht.
Und was meint ihr mit "welligem Blech"? Ich höre das immer wieder. Wenn das Blech vorher wellig ist, oder Dellen hat, dann beseitigt man das doch vorher und spachtelt und schleift sich nicht die Hände wund. Sicherlich ist Schleifen mit der größte Anteil an den Arbeiten, aber wenn ich so viele Stunden schleifen soll, dann muss da ja Spritzspachtel drauf sein, der das Fahrzeuggewicht fast verdoppelt

Grüße,
Holger

Hallo Holger

Wenn Du Wert auf einen Toplackierer legst musst Du seinen Preis bezahlen, der lässt sich auch nicht auf Kompromisse ein. Schließlich erzählen seine Kunden wer ihr Auto lackiert hat und erwähnt nicht, daß er es mal eben billig haben wollte.

Andererseits werden sich auch immer Lackierer finden die den eigenen Vorstellungen entsprechend arbeiten und da wird dann der Preis stimmen und gute Arbeit können die auch abliefern.

Man darf das halt nur nicht verwechseln, Top für billig geht nicht.

Grüße
Micha

HolgerH hat geschrieben: ↑27. Nov 2020, 13:44
Und was meint ihr mit "welligem Blech"? Ich höre das immer wieder. Wenn das Blech vorher wellig ist, oder Dellen hat, dann beseitigt man das doch vorher und spachtelt und schleift sich nicht die Hände wund. Sicherlich ist Schleifen mit der größte Anteil an den Arbeiten, aber wenn ich so viele Stunden schleifen soll, dann muss da ja Spritzspachtel drauf sein, der das Fahrzeuggewicht fast verdoppelt

Grüße,
Holger

Hallo Holger,
wenn der Lack glänzt und je nach Farbton, sieht man jede noch so winzige Welle, wenn man entlang des Blechs schaut.
Und diese Minimal-Wellen wegzubekommen und das mit möglichst wenig Spachtelauftrag ist die große Kunst des Lackierens. Dazu braucht es richtiges Können und Geduld beim Lackierer. Ja es wird einiges an Masse aufgetragen, aber zu mehr als 90% wieder beigeschliffen. Dabei muss vieles händisch mit viel Gefühl und ohne Maschine erfolgen. Lack drüber spritzen kann jeder, aber einen Kotflügel oder die Motorhaube glatt zu bekommen da brauchts den Experten. Aber jeder kann mit seinem Auto machen was er möchte. Daher mache wie Du es möchtest.
Gruß
Josef

Hallo Holger,

einen MGA lackieren, das bringt verschiedene Probleme und Unwägbarkeiten mit sich. Zunächst einmal hat manch ein Lackierer gar kein Interesse daran, alte Kisten mit viel Aufwand zu lackieren und sich dann für seinen (teils sicher überzogenen) Preis rechtfertigen zu müssen. Das liegt auch daran, dass die ganze Branche korrupt ist. Mit einem Unfallschaden mit unnötig hoch gepimptem Gutachten kann man viel schneller viel mehr Geld verdienen, als mit einem Oldie, bei dem der Besitzer gegebenenfalls nach zwei Jahren noch etwas zu meckern hat, wenn da ein Bläschen hoch kommt. Daher bieten viele Lackierer solche Arbeiten wenn überhaupt nur zu satten Preisen an.

Nächster Punkt, und da muss ich die Lackierer in Schutz nehmen: Kein Mensch weiß, was alles zum Vorschein kommt, wenn der alte Lack erstmal runter ist. Muss er komplett runter, weil es sich um Thermoplastlack handelt, was ist alles an Schweißarbeiten zu erledigen, wurde bei Unfallschäden gepfuscht (was bei US Importen nicht selten ist), etc. Das kann man seriös kaum vorher in Form eines Festpreises anbieten.

Wir haben vor 9 Jahren unseren MGA restauriert. Wir haben ihn selber zerlegt und dann zum Lackierer gebracht. Es waren relativ wenige Schweißarbeiten zu erledigen, aber das wussten wir erst, als das Blech komplett blank war. Die Lackierung incl. Abbeizen und der kleineren Schweißarbeiten (Kofferraumboden und zwei kleine Löcher in den Endspitzen der Schweller) hat damals ca. 4500 € gekostet. Ich muss allerdings dazu sagen, dass das ein Neueröffnungsangebot des Lackierers war, das er so sicher auch nicht noch einmal gemacht hätte.

Ein guter Bekannter hat vor ca. 20 Jahren eine MGB Rohkarosse lackieren lassen und hat dafür mehrere Angebote, nur von in der Szene anerkannt guten Lackrieren eingeholt. Die Angebote lagen zwischen 8000 und 16000 DM, Niemand kann vorher sagen, ob die Arbeit für 16000 DM besser ist als die für 8000 DM. Das ist das Problem.

Ich muss allerdings sagen, dass ich auch Probleme habe mit den oft aufgerufenen Preisen, die auf Stundensättzen von 130 - 160 € basieren. Bei einem MGA habe ich zudem das Problem, dass 10000 € für eine Lackierung in keinem gesunden Verhältnis zum Gesamtwert des Fahrzeugs (ca. 30000 €) stehen. Bei einem E-Type oder einem Mercedes SL sieht das schon anders aus.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es lohnt sich, mit vielen Leuten zusprechen, die schon haben lackieren lassen, viele Angebote einholen, Zeit lassen, nichts über's Knie brechen. Irgendwann findet man den Richtigen.

Viel Erfolg und nette Grüße
Achim

Und wenn der Lackierer dann mehrere Wochen am Auto mit spachteln und füllern zugebracht hat, werden manche auch wahnsinnig.....


Und nein, er hat nicht aufgegeben (Zwischen den Photos liegen aber 7 Monate, insgesamt stand das Auto 1 Jahr beim Lackierer)....

Meiner ist letzte Woche zum Lackieren...

marc-ks hat geschrieben: ↑27. Nov 2020, 18:57 Meiner ist letzte Woche zum Lackieren...

Marc, dein Foto erinnert mich irgendwie an vergangene Zeiten