#25
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von project6 » 7. Jun 2012, 15:53
Ich mische mich nochmal kurz ein, möchte aber nicht politisch werden. Das führt mir persönlich zu weit. Ich sehe aber einige Gründe, warum es beim Nachwuchs ein wenig kriselt:
1. Prioritäten: Kaum einer hat mehr Lust darauf, sich die Hände schmutzig zu machen. Die moderne Lebenswelt hat sich verändert und für viele stellen digitale Sphären einen großen Kontrast zum Oldtimern dar. Für mich ist das Fahren und Basteln wiederum eine Bereicherung, weil man dann noch analog ERlebt.
2. Zeit: Wer hat die schon? Punkt 1und 2 stehen in engem Zusammenhang. Und ich selbst komme auch viel zu wenig zum Hobby. Das erfordert immer Kompromisse und vor allem auch Leidensfähigkeit des sozialen Umfelds. Ansprüche Dritter determinieren daher die Möglichkeit, unser Hobby überhaupt auszuüben. Und die Toleranzschwelle sinkt meiner Erfahrung nach eher. Danke an meine Freundin in diesem Zusammenhang!!!
3. Typfrage: Ich selbst finde Autodidakten und verstrahlte Motormaniacs auch sympathischer als unwissende, solventen Bonzen, der keine Kerzen wechseln kann, aber im Lifestyle-Magazin lesen, dass ein Oldie den eigenen Charme multipliziert. Doch dagegen kommen wir nicht an und auch diese Jungs bzw. Mädels haben eine Daseins- und Genussberechtigung. Die Frage ist nur, ob man als reflektierter Mensch in diese Kaste gesteckt werden will. Als ich mit 25 meinen ersten MG kaufte, dachten alle, ich sei von einem anderen Stern. Dem Image des „klassischen“ Oldie-Users entfliehe ich daher noch heute möglichst aktiv und gehe mit meiner Leidenschaft nicht hausieren (trotz Blog) – Wegen der Angst, missverstanden zu werden. Ich will kein „Autonarr“ sein, wie ihn die meisten Leute im Klischee vor Augen haben. Obwohl ich es vielleicht doch bin?! So habe ich es bspw. bei neuen Damenbekanntschaften immer vermieden, meine Passion zu zeigen. Denn die dachten sonst gleich, ich fahre mit einem neongelben Opel Calibra quietschend um die Ecke…
4. Geld: Nicht jeder kann sich’s leisten, klar. Die Argumentation, sich erst im Alter einen Oldie leisten zu können, kann ich aber zumindest tlw. nicht nachvollziehen. Ich kenne viele „junge“ Menschen, die sich das Hobby leisten könnten, weil es gerade bei MG auch nicht sonderlich teuer ist. Wenn man dann noch bedenkt, was „meine Generation“ für Reisen, Lifestyle, Marken-Klamotten, Handys und moderne Autos ausgibt (alles nicht lebensnotwendig), ist die Sache klar: Siehe 1.! Ich und wohl auch viele andere hier werden beweisen können, dass ein kleines Budget völlig ausreicht.
5. Raum: Oldies und das Schrauben gehören oft zusammen. Gerade für mich. Wer schraubt, braucht Platz und die Zuwanderung in große Städte steht dem entgegen. Oder hat jemand von euch Zugang zu einer schraubfähigen und bezahlbaren Garage in Citylage? Ich fahre daher fast 100 km (2way), um entspannt schrauben zu können. Das kostet Zeit und Geld und ist ein weiteres Hindernis.
6. Alte Hasen: Die helfen sicher, um zu lernen, Fragen zu klären und sich als Neuling zu bilden. @Ralph: Sie sollten übrigens sagen, wenn man Ihnen mit dem Gefrage auf den Senkel geht, denn Offenheit ist zielführend. Würde ich zumindest so machen. Ich habe schon öfter hier davon geschrieben und mache nach wie vor Erfahrungen mit älteren Semestern, die das Oldtimern echt bereichern. Einige Experten schießen jedoch mit absoluten Urteilen oder verengtem Blick übers Ziel hinaus. Das moderne Leben mit seinen Möglichkeiten, persönlichen Geschmack und auch technische Unwissenheit darf man nicht verteufeln. Wir alle haben mal bei null angefangen!
Eines meiner Motive zum Starten meines MG-Blogs war, transparent darzulegen, was es dazu braucht, einen Oldie zu restaurieren (BTW: vor allem Leidenschaft!). Denn Kommunikation und Information sind mächtige Mittel, gerade für die junge Generation. Im Idealfall lädt das ein, sich dem Thema näher zu widmen. Vielleicht klappt’s ja… :lol: