Hallo,
dieser
Entwurf ist unbedingt lesenswert, jedenfalls sind mir beim ersten Lesen einige Dinge aufgefallen:
Hier
errechnen sich für das Stadtgebiet insgesamt 184 t/a PM10 für die Dieselmotor-
Abgasemissionen. Die PM10-Emissionen aus Otto-Motoren belaufen sich auf 26 t/a,
während die PM10-Emissionen aus Aufwirbelung und Abrieb 296 t/a betragen.
(Seite 31 des Entwurfes)
Dies bestätigt einmal mehr, daß Ottomotoren mit der Partikelproblematik nichts zu tun haben. Selbst der Dieselmotor steht zurück hinter Aufwirbelung und Abrieb, der ja unabhängig von Motor und Schadstoffklasse ist (moderne Fahrzeuge sind hier dank steigendem Gewicht wohl eher schlechter dran als alte).
In Tabelle 4.1 auf Seite 54 ist die NOx-Emissionsdichte-Prognose für 2010 zu sehen, für den Fall, daß
keine Maßnahmen getroffen werden. An allen Belastungspunkten wird dabei davon ausgegangen, daß die NOx- Emission durch Verkehr dank technischer Verbesserungen um knapp 30% sinkt. Für die Partikelemission streut der Wert zwischen einer Reduktion von ca. 20-30%. Tabelle 4.3 auf Seite 56 zeigt weiterhin die Prognose der Hintergrundbelastung.
Jetzt wird es spannend: In Tabelle 4.4 auf Seite 57 ist die (entscheidende) Prognose zu sehen, wie sich die lokale Schadstoffkonzentration, also die Gesamtimmssion, entwickelt.
Nicht nur, daß die Hintergrundwerte sich magisch verändern (selbe Quellenangabe, andere Werte). Die NOx-Belastung zeigt sich von den 30% Reduktion in den Verkehrsemissionen sichtlich unbeeindruckt, es bleiben nicht einmal 10% Reduktion für die Gesamtimmission übrig. Bei der Partikelbelastung ergibt sich keine nennenswerte Auswirkung, trotz der deutlichen Reduktion der Verkehremissionen! Demgegenüber steht Tabelle 3.8 auf Seite 38, die besagt, daß der Anteil des Straßenverkehrs an der Gesamtbelastung 63% beträgt. Paßt doch irgendwie nicht zusammen.
Ich interpretiere diese Zahlen so, daß offensichtlich die Auswirkung der Reduzierung der Schadstoffemission im Verkehr keine alles überragende Bedeutung haben kann. Interpretation der Stadt Köln:
Die in diesem Luftreinhalteplan festgelegten Maßnahmen zielen zunächst ausschließlich
auf die Absenkung der verkehrsbedingten Emissionen ab, da hier das
größte Minderungspotenzial vorhanden ist.
(Seite 59). Aha.
Beim Blick auf die Ergebnisse (Seite 82 ff.) wird klar: Selbst unter den optimistischten Prognosen wird der Grenzwert für NOx-Immisionen immer noch überschritten. Diese Prognose
Maximalabschätzung für die „grüne Umweltzone“
Verbot von Diesel schlechter EURO 4/IV,V u. Otto schlechter EURO 1,
verringerte Fahrleistung (es fahren ausschließlich die Fahrzeuge, die im
Prognosezeitraum bereits diesen Standards entsprechen, alle schlechteren
Fahrzeugklassen bleiben ausgesperrt)
(Seite 69), besagt, daß alle, die heute einen Diesel haben, der schlechter als EURO 4 eingestuft ist (Einführung Januar 2005!!!),zu Fuß gehen. Das ist ja mal realistisch.
Das Ergebnis ist auch nicht erstaunlich, wenn man auf Seite 27 Tabelle 3.2 betrachtet: Das "Hintergrundniveau" reicht schon, um am Grenzwert von 40 µg/m³ zu kratzen, egal was der Verkehr macht.
Irgendwie habe ich das Gefühl, die wollen einen für dumm verkaufen, oder hoffen die, daß niemand die 104 Seiten liest?
Gruß,
Christopher
P.S. Ja, mir war langweilig
P.P.S. Nein, ich will nicht mit dem Auto nach Köln. Nicht 2006, nicht 2010.