Wer dieses Jahr die nach eigenem Bekunden größte Oldtimer-Messe Europas besuchte konnte nur einen Eindruck gewinnen: In Deutschland heißen Oldtimer Mercedes SL oder Porsche 911. Gefühlt 90 Prozent der ausgestellten Fahrzeuge fielen in diese beiden Kategorien. Besonders stark fiel dies in Halle 1 auf, wo in den Vorjahren noch Fahrzeuge gezeigt wurden, die auch in Pebble Beach oder der Villa d´Este beim Concours d´ Elegance eine hervorragende Figur gemacht hätten. Aber heute: Porsche, Porsche, Porsche und dazwischen etliche Mercedes. Echte Pretiosen suchte man vergeblich.
Daran konnten auch mehrere sehr schöne und ebenso seltene Egli Kawasakis und Hondas nichts ändern. Auch spektakuläre Sonderausstellungen, sonst ebenfalls ein Markenzeichen der Retro Classics, fehlten dieses Jahr völlig. Die Ausstellung „30 Jahre BMW M5“, die es in Halle 4 zu sehen gab, war da nur ein schwacher und vor allem langweiliger Ersatz. Lediglich die US Cars in Halle 5 boten Augenfutter etwas abseits des Gewohnten. Sehr schade! Ob´s wohl daran lag, dass die Retro Classics in 2015 schon zum zweiten Mal nicht mehr von der Messe Stuttgart, sondern von der Retro Messen GmbH organisiert wurde, einer Firma, die gemeinschaftlich dem bisherigen Organisator dieser Messe und der Messe Stuttgart gehört? Diese Wechsel des Organisators machte sich auch auf unserem Stand bemerkbar.
Zum ersten Mal – In 2014 konnten wir es noch vermeiden – hatten wir unseren Stand komplett mit Teppich ausgelegt. Insgesamt 620 Quadratmeter Standfläche hatte der „English Corner“ den wir uns wie in den vergangenen Jahren wieder mit unseren Freunden vom Spitfire Club Deutschland, der TR IG Südwest, der Morris Minor IG, dem Triumph Stag Club, dem Morgan Club und den Rover Freunden teilten. Auf diese Art konnten wir auch dieses Jahr wieder einen schönen Überblick über die englische Automobiltechnik bieten, wobei wir MG Freunde gleich drei Jubiläen zu feiern hatten: 60 Jahre MGA, 50 Jahre MGB GT und , man glaubt es kaum, 20 Jahre MGF. Professionell von Andreas Herrmann entworfen warben große Leuchtbanner für diese Ereignisse und zogen etliche Clubmitglieder an, die sich an unserem Stand bei Essen, Trinken und Fachgesprächen von den Strapazen der Messe erholten.
Für uns also ein voller Erfolg, so dass wir auch nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein werden. Für die Retro Classics selbst wünsche ich mir, dass ein Umdenkprozess bei den Organisatoren einsetzt. Auch wenn dieses Jahr wieder rund 80.000 Besucher die Gänge füllten, muss man wieder zur alten Klasse zurückkehren. Die Leute kommen, um interessante und seltene Autos zu sehen. Nicht, um unterschiedliche Porschefarben zu vergleichen.
Text: Matthias Schulze
Fotos: Andreas Herrmann
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